Die
Kathedrale
VOll
Canterbury.
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geschmückt, die Basen ohne Eckblatt und auf runde Plin-
then gestellt, die starken Säulenstämme in der Krypta von
Spirallinien umgeben. Auch Neuerungen finden sich, die
dem französischen Style unbekannt sind, namentlich die
Umstellung des runden Pfeilerkerns mit schlanken, freiste-
henden Säulen, eine Anordnung, die in England später
nicht selten vorkommt. Wir sehen, wie sofort, noch an
demselben Bau, unter den Schülern des fremden Meisters
der einheimische Geschmack sich geltend macht.
Eine Nachahmung der Kathedrale von Canterbury an
einem anderen englischen Gebäude können wir ebenso wenig
nachweisen, als eine Weitere Verbreitiuig der durch Wilhelm
von Sens hier gebildeten Schule oder die anderweitige Zu-
ziehimg französischer Architekten. Indessen zeigt der Be-
richt des Gervasius, dass sich gleich anfangs unter der
Mehrzahl befragter Werkverständige mehrere Franzosen
befanden, und so werden sie auch sonst den Weg über
den Kanal gefunden haben. Auch die geistlichen Orden
unterhielten eine architektonische Verbindung mit Frank-
reich. Der Cistercienser habe ich schon gedacht. Eine ähn-
liche Rolle spielten die Templer, auch sie verbreiteten sich
seit der Mitte des zwölften Jahrhunderts, auch ihr Orden
bestand vorzugsweise aus Franzosen, auch sie hatten eigen-
thümliche, in Frankreich ausgebildete Bauformen, zu denen
der Spitzbogen und andere Elemente des frühgothischen
Styls gehörten. Daher finden wir denn gleichzeitig, aber
unabhängig von dem Bau des Wilhelms von Sens, ein
zweites Beispiel französischer Formen in England in der
Templerkirche zu London, in ihrem älteren Theile,
Welcher schon 1185 die Weihe erhielt 9a). Sie ist, wie
die Templerkirchen gewöhnlich, ein Rundbau, im Allge-
1') Vgl. die Inschrift im Glossary III, ad anno 1185,
bildungen in Billing, Temple church, und in Britton Arch.