Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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England. 
thümliche Anordnung, allein wenn man daran denkt, dass 
zwei alte Thürme, die bei dem Neubau erhalten werden 
sollten, denselben beengten, wird man finden, dass der 
Meister gerade nur um so viel, als dieses Hinderniss ihn 
nöthigte, von dem Plane des französischen Vorbildes ab- 
gewichen ist. 
Thomas Becket, der berühmte, bald heilig gesprochene 
Erzbischof, der Stolz von Canterbury, der erst kurze Zeit 
vor dem Chorbrande (1170) gemordet war, hatte sich, um 
den Verfolgungen des Königs von England zu entgehen, 
längere Zeit in Sens aufgehalten, und es wäre daher denk- 
bar, dass man aus Pietät gegen ihn jene Kirche, die ihm 
ein Asyl gegeben, nachahmen wollen. Allein Gervasius 
sagt dies nicht mid würde es nicht verschwiegen haben. 
Ohne Zweifel war aber durch jenen Aufenthalt des Tho- 
mas Becket in Sens eine Bekanntschaft der Geistlichkeit 
beider Bischofssitze entstanden, welche Veranlassung zu 
der Berufung jenes, wahrscheinlich bei dem unlängst voll- 
endeten Dombau in Sens erprobten Meisters gab, der nun 
die ihm bekannten Formen ohne grosse Rücksicht auf eng- 
lisches Herkommen anwendete. 
Auch noch der östliche, nach seiner Entfernung gebaute 
Theil des Chores zeigt im Ganzen die Nachahmung des 
französischen Domes; Wilhehns Zeichnungen und die von 
ihm herangebildeten Arbeiter sind dabei gebraucht worden. 
Allein daneben schleichen sich doch wieder Einzelheiten 
des altenglischen Styles ein, die unter Wilhelms eigener 
Leitung nicht vorgekommen waren. Gurten und Archi- 
volten sind mit dem Zickzack und ähnlichen Ornamenten 
Wilhelm machte aber darauf aufmerksam, dass die beiden alten, der 
ehemaligen Chorrundung anliegenden und herzustellenden Thürme eine 
Verengung der Breite des Ohores bedingten, und dass diese Unregel- 
mässigkeit weniger auffallen werde, wenn man dahinter den Chor rund 
abschliesse.
	        
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