Historische
Einleitung.
dadurch
den
Muth
und
die
Ausdauer
auch
das
Schwerstß
zu Wagen. Diesem geistigen Streben kamen denn auch,
nach dem in der Weltgeschichte stets erkennbaren Walten
der Vorsehung, die äusseren Umstände begünstigend ent-
gegen und gaben Erfolge, die zu neuen Schritten ermu-
thigten.
Obgleich der Grund dieser unxgestaltenden Thätigkeit
ein einiger War, äusserte sie sich doch in zwei verschie-
denen Richtungen und Formen, in der des abstracten, kalten
und reflectirenden Verstandes und in der des überschwäng-
lichen Gefühls. Allerdings sind bei allen concreten Er-
scheinungen beide Kräfte wirksam, aber gewöhnlich so,
dass die eine oder die andere überwiegt und den Lebens-
äusserungen ihren Charakter giebt. Hier (lagegen finden
wir beide gleich thätig und in einzelnen Erscheinungen das
Gefühl, in anderen den abstractesten Verstand vorwaltend,
oft beide zugleich in äusserster Schärfe ausgeprägt. Of-
fenbar ist dies die Wirkung des grossen Gegensatzes der
Tradition gegen die Naturkraft der Völker, der sich nun
in veränderter, minder schrolfer Gestalt zeigte. Die Tra-
dition trat nicht mehr als unerörtertes Gesetz auf, sondern
liess sich in verständigen Argumenten vernehmen, das Na-
turelement entwickelte sich zu feineren Gefühlen. Die ver-
ständige Thätigkeit zeigte sich am reinsten in der schola-
stischen Wissenschaft, und wirkte hauptsächlich auf die
Umgestaltung der kirchlichen und politischen Verhältnisse
ein , das Gefühlsleben bildete das Ritterthum und gab dem
Volksleben in allen Beziehungen eine veränderte Gestalt.
Die Keime beider liegen allerdings schon in der vorigen
Epoche, ihre Blüthe und ihre Einwirkung auf das Gesammt-
leben der Zeit gehört aber der gegenwärtigen an.
Betrachten wir zunächst die kirchlichen Verhältnisse,
so war schon die Entstehung der scholastischen WVissen-