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schlankerer
Säulenbildung.
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getheilt ist, deren Kapitäl mit den Kapitälen der Schiff-
säulen in einer Flucht liegt und mit ihnen gemeinsam die
kleineren, von jenen grösseren umschlossenen, Bögen trägt.
Diese Anordnung ist in der That sehr würdig und schön,
besonders aber auch sehr merkwürdig und bezeichnend für
die Richtung der englischen Kunst. In gewisser Beziehung
möchte man, namentlich in der Kathedrale von Oxford, wo
an der grossen Säule kleinere Halbsäulen angebracht sind,
eine Annäherung an den gothischen Bündelpfeiler anneh-
men, da auch hier ein hoch hinaufsteigeniler Stamm meh-
rere horizontale Abtheilungen durchläuft und verbindet.
Allein in der That ist der Charakter ein ganz anderer, fast
entgegengesetzter. Die Schönheit des schlank aufsteigen-
den Dienstes am gothischen Pfeiler hängt mit seiner Un-
Selbstständigkeit zusammen; er ist nur der Keim, aus wel-
chem das Gewölbe aufwachsen soll. Jene obwohl ziemlich
schlanke Säule hat aber keine Beziehung auf das Gewölbe,
welches gar nicht beabsichtigt war, sie ist (lurchaus selbst-
ständig und abgeschlossen, und unfähig, so organisch mit
dem Ganzen zu verschmelzen, wie es die Tendenz des
gothischen Styls mit sich brachte. Weit entfernt also
demselben entgegenzukommen, würde die englische Archi-
tektur, wenn sie auf diesem VVege fortgeschritten wäre,
vielmehr eine ganz andere Richtung erhalten haben, eini-
germaassen den Bauten des sechszehnten und siebenzehnten
Jahrhunderts ähnlich geworden sein, welche die antike Säule
den Bedürfnissen des christlichen Kirchenbaues anpassen
wollten. Freilich aber war dies dem Geiste der Zeit ent-
gegen, der daher auch der weiteren Entwickelung dieser
Tendenz entgegentrat.
Denn ungefähr um dieselbe Zeit wurde an einer an-
deren Stelle , an der Kathedrale zu Canterbury, der go-
thische Styl in seiner frühesten Gestalt schon angewendet,
Entwickelung
dieser