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England.
Schwerfallige und Harte des älteren Styls und wollte durch
saubere Behandlung des Steines, durch feinere Details und
reicheren Schmuck das Auge befriedigen. Man erfand
daher nun phantastische Verzierungen, aber man ging dabei
durchaus von den Elementen des älteren Styles aus. Die
Würfelkapitäle, die Wandfelder und Arcadenreihen wurden
beibehalten; in der Anordnung blieb die horizontale 'l'hei-
lung der Flächen, in den Ornamenten die geradlinige Bil-
dung nach wie vor herrschend. Es war nicht eine Um-
wandlung der älteren Bauweise, sondern nur eine Steige-
rung der schon in iln' vorhandenen decorativen Tendenz;
man behielt selbst alle Details bei, und suchte nur den
Schmuck minder barbarisch und willkürlich zu machen, seine
Vertheilung und Ausführung besser zu regeln.
Es gelang wirklich, einen in dieser Beziehung ganz
befriedigenden Styl zu schaffen, der ilamentlich an man-
chen kleineren Bauten von grosser Anmuth und Zierlich-
keit ist. Er gleicht in der Vorliebe für phantastische For-
menspiele einigermaasseil der maurischen Architektur, und
hat, wenn er ihr auch in Beziehung auf Feinheit des Ge-
schmacks und auf pikante Gegensätze nachsteht, den Vor-
zug grösserer Ruhe und VVürde. Daher linden wir denn,
dass man sich, auch als der Anstoss von aussen gegeben
War, schwer von ihm trennte und ihn noch gegen das
Ende des zwölften Jahrhunderts anwendete, Während man
schon an einigen Stellen im gothischen Style baute.
Ein Beispiel zierlichster Ausbildung dieses spätnormail-
nischen Styls giebt das Kapitelhaus der jetzigen Kathedrale
von Bristol. Es ist ein rechteckiger Raum, von zwei
Kreuzgewölben bedeckt, dessen schmale Seiten die eine
die Eingangsthüre, die andere drei verbundene hohe rund-
bogige Fenster, die einzigen des Raumes, enthalten. An
den steinernen Bänken, welche an den VVänden, mit Aus-