Kathedrale
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Brüssel.
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ben, dem die constructive Richtung des französischen Styls
fremd War, dem aber auch die unruhigen Details des deut-
schen Uebergangsstyls nicht zusagten, und der nur im
Einzelnen wirksame, derbe oder gefällige Formen suchte,
deshalb die Facade besonders ausbildete und die Rundsäule
Wegen ihrer weicheren Schatten verzog. Dazu kam dann
aber auch ein Einfluss des französischen Styls, welcher es
verursachte, dass der Eindruck der Gebäude (mit Aus-
nahme der lllaasgegendeil) ungeachtet der verschiedenen
Tendenz mehr dem der französischen als der deutschen
Schule gleichkommt.
Endlich erlangt dann aber doch, etwa um die Mitte des
dreizehnten Jahrhunderts, der gothische Styl in französi-
scher Weise die Oberhand, und zwar zuerst vielleicht an
der Kathedrale von Brüssel, St. Gudula. Der mächtige
Bau, in seiner hohen Lage Luid mit den zu ihm führenden
Treppen so imposant, ist das Werk mehrerer Jahrhunderte.
Im Schiffe herrscht, mit Ausnahme der Seitenmauern, der
spätgothische Styl vor, der Chor aber War im Jahre 1226
schon im Bau begriffen, obgleich er erst um 1280 vollendet
wurde. Die Fenster des Umgangs sind noch rundbogig,
die Rundsäulen schwer, das 'l'riforium mit derbem, primi-
tivem Maasswerk, die Oberlichter einfache Lancetfenster,
aber die Anlage ist doch die reichere, mit Umgang und
Kapellen, und die ganze Ausführung im Geiste der fran-
zösischen Gothik.
Von nun an, etwa seit 1240, wird diese in allen Thei-
len Belgiens, aber freilich nicht ohne manche Modificationen,
angewendet. S0 in der Frauenkirehe zu T ongern (an-
gefangen 1240), in den Dominikanerkirchen zu Gent und
zu Löwen (um 1250), an der Kirche zu Diest (1253),
im Schiffe von St. Martin zu Ypern, einem der schön-
sten Gebäude dieser Zeit (1254 1256), und endlich in
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