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Belgien.
bedeutender ausgebildeten Triforium. Während dort also
der antike Horizontalgedailke vorherrscht, ist hier schon
ein schlankes Aufsteigen beabsichtigt. Endlich ist die An-
lage des ganzen Kreuzschiffes auf Rippen und Kreuzge-
wölbe berechnet, während dort eine flache Decke War.
Dagegen ist allerdings die Ausführung der Details in den
Kreuzconchen nicht so elegant und vollendet, die Basis hat
auch hier das Eckblatt, aber die Kapitäle sind monoton
und in spröderen Formen, die Arcaden nicht so reich ge-
gliedert. Dies alles macht die Frage nach dem Verhält-
nisse des Alters beider Theile sehr zweifelhaft und hat den
neuesten Geschichtschreiber der Kathedrale sogar bestimmt,
das Langhaus für jünger zu halten. In der 'l'hat kann
man dieses nicht wohl früher als in die Mitte des zwölften
Jahrhunderts setzen; erst um diese Zeit finden wir in
Deutschland diese reiche Gliederung in coneentrische Rund-
bögen, welche in Frankreich während der Herrschaft des
romanischen Styls auch bei übrigens glänzender Ausstat-
tung nicht vorkommt. Dadurch wird aber das Verhältniss
des Kreuzschilfes zum Langhause um so ztveifelhafter, da
die rohere Form der Details, die aufstrebende 'l'endenz
und die Häufung mehrerer rhythmisch geordneter Stock-
werke wiederum auf dieselbe Zeit hinweisen und es auf-
fallen muss, dass man an demselben Gebäude ungefähr
gleichzeitig zwei sehr verschiedenen Richtungen folgte.
Vielleicht darf man annehmen, dass das jetzige Langhaus
kein völlig neuer Bau, sondern nur die Herstellung und
Aussclnniickung einer älteren, nach der Weise der Abtei-
kirche zu Soignies und der normannischen Kirchen mit
Pfeilern und mit der Empore über den SeitenschiHen an-
gelegten Kirche ist. Dies vorausgesetzt würde sich dann
die vollendetere Ausführung des Langharlses und zugleich
die Anbringung des dem romanischen Style sonst fremden