Schlosskapelle
Zll
Vianden.
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Uebergangsstyle, auch nicht dass er der französischen Gothik
angehöre, er unterscheidet sich von beiden und hat mit
beiden etwas gemein. Insofern der rheinische Styl seine
Eigenthümlichkeit vorzugsweise in gewissen decorativen
Formen, in Kleeblattbögen und gehäuften Friesen, in einer
vorherrschenden Zierliehkeit und Feinheit hat, nähert sich
unsere Kapelle mehr den derberen Formen und der con-
strnctiven 'l'endenz der französischen Bauten. Aber anderer-
seits sind Ringsäulexi dieser Art und in so ansschliesslichem
Gebrauche, sind die hohen geschwungenen Kelche der
Kapitäle und die vielfach gegliederten Deckplatten dem
französischen Stylc fremd und nähern sich mehr dem
rheinischen. Man braucht nur diese Kapelle mit zwei
Bauten einigermaassen ähnlicher Anlage, mit der Mathias-
kapelle zu Kobern, am Moselufer in der Nähe des Rheins,
in Welcher jene Zierlichkeit des rheinischen Styles so ent-
schieden vorherrscht, und mit der Liebfrauenkirche in 'l'rier,
in welcher der französische Styl, wenn auch schon in
deutschem Sinne angewendet ist, zu vergleichen, um dies
bestätigt zu finden. WVir sehen daher hier nicht sowohl
eine Vermischung der Formen beider Style, als eine selbst-
ständige, zwischen beiden in der Mitte stehende Auffassung.
Auch Belgien, das in der vorigen Epoche in archi-
tektonischer Beziehung nur eine, und zwar nicht sehr be-
deutende Provinz von Deutschland bildete, neigt sich in
der gegenwärtigen], wo es reicher und blühender geworden,
mehr nach Frankreich hin. Indessen War dieser französi-
sche Einfluss keinesweges in allen Theilen des Landes
gleich. An der Maas herrschte der rheinische Styl vor.
Schon die in der vorigen Epoche erwähnte Abteikirche
St. Nicolas-en-Glain, unfern Lüttich, hat eine Zwerg-
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