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Lothringen.
sonders mächtig und angesehen war. Sie bildet ein Zehneck
von etwa 30 Fuss Durchmesser und 23 Fuss Höhe, dessen
Gewölbe in der Mitte durch sechs Pfeiler gestützt wer-
den tk), mit einem fünfseitig geschlossenen Chorraum. Jede
Seite der inneren Wand enthält unten zwei vertiefte Area-
den und oben zwei eben solche Fenster, beide mit frei-
stehenden Säulen besetzt; zwischen den angränzenden
Säulen steigen dann als Gewölbträger in allen Ecken sehr
schlanke, in halber Höhe durch Ringe getheilte Halbsäulen
auf. Die mittleren Pfeiler sind viereckig, aber theils mit
fünf, theils mit vier freistehenden, jenen Gcwölbstützen
ganz entsprechenden Säulen umstellt. Die Fenster sind
spitzbogig, die Arcaden rund, auch die Bögen, welche die
sechs mittleren Säulen verbinden, nlu überhöhte Rundbögen.
Die etwas flach gebildete attische Basis hat das Eckblatt.
Die Verzierung ist sehr sparsam angebracht, nur die Ka-
pitäle an den unteren Säulen des Chorraums haben Blatt-
Werk, alle übrigen sind schlicht, die der Fenster würfel-
förmig, die anderen schlanke aber nackte Kelche. Da in-
dessen die kräftig gebildeten Säulenringe und die unge-
wöhnlich hohen Deckplatten der Kapitäle überaus reich
gegliedert und mehr als hundert Säulen und Halbsäulen
in dem nicht sehr grossen Raume angebracht sind, macht
das Ganze ungeachtet dieser Einfachheit einen überaus
reichen, aber auch kräftigen und würdigen Eindruck.
Man kann nicht sagen, dass der Bau dem rheinischen
d) Diese Mittelpfeiler stehen auf einer Brustmauer, innerhalb
welcher der Fussboden geöffnet ist. Da aber die darunter gelegenen
Räume, durch die gewaltigen, hauptsächlich als Substructionen der
Kapelle dienenden Mauermassen gebildet, zu Vorrathskammern oder
Gefängnissen, nicht aber etwa für die Theilnahme des Schlossgesindes
am Gottesdienste eingerichtet waren, so diente diese Oelfnung nur zur
Beleuchtung jener unteren Räume, und die Kapelle gehört daher nicht
in die Reihe der s. g. Doppelkapellen.