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Lothringen.
geraden Theils mit einer etwas künstlichen, aber sinnreichen
Anordnung der Halbkuppel eine Widerlage geben. Die
Einrichtung der fünf radianten Kapellen erinnert an St.
Remy in Rheims, indem sie auch hier durch Durchgänge
mit einander verbunden sind, und also eine Art zweiten
Umgang, jedoch ohne Säulenstelluilg vor den Oeflilungen
der Kapellen bilden. Der Rundbogen kommt nur noch an
der Arcatur unter den Fenstern der Kapellen und als Um-
schliessnng der gekuppelten Spitzbögen des 'l'riforiums
vor. Auch die Kirchen von Montreal und Pont Aubert,
unfern von Vezelay, haben einen Uebergangsstyl mit go-
thischer 'l'endenz, spitzbogige Gewölbe, theils solche, theils
rundbogige Fenster, Pfeiler eckigen Kerns, und endlich,
wie auch in der Champagne an Dorfkirchen nicht selten,
den graden Chorschluss
Unzweifelhaft endlich ist der Einfluss des nordischen
Styls auf den vielleicht um 1230 begonnenen Neubau der
schönen Kirche N. D. zu Dijon, nur dass er hier durch
das südliche Motiv der decorativen Anwendung vielfach
verschiedener Marmorsäulen bedeutend modilicirt und über-
haupt mehr benutzt als maassgebend gewesen ist im].
Lothringen gehörte in dieser Epoche in pOIitiSCiIBP
Beziehung zum deutschen Reiche, in kirchlicher zur Provinz
Trier , allein seine Bevölkerung war theilwveise romanisch,
seine Fürsten und Ritter hatten sich schon in den Kreuz-
zügen den französischen angeschlossen und richteten auch
ferner ihre Blicke nach Frankreich, es gränzte überdies in
i") Zeichnungen und Beschreibungen beider Kirchen in den An-
nales Arch6ol0giques Vol. VII, p. 169, und XII, p. 164 und 282,
a") Vgl. Bd. IV, Abth. 2, S. 286. Einige Abbildungen bei
Ohapuy cath. franc. Vol. II.