Kathedrale
VOD
Bordeaux.
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Thürmen der Herstellung nach jenem Erdbeben, die übrigen
östlichen Theile, namentlich der Chor mit Umgang und
sieben radianten Kapellen, zeigen die reichen, aber 110011
reinen Formen des vierzehnten Jahrhunderts. Nur das Lang-
haus stammt aus der gegenwärtigen Epoche; seine An-
lage fällt sogar noch in die Frühzeit derselben, denn Sie
vcrräth die Schule von St. Front. Es ist nämlich, wie jene
Kuppelkirchen, einschifßg und dabei von der im gothi-
sehen Style unerhörten Breite von 54 F uss, aber auch von
der kolossalen Länge von 228 Fuss, und erscheint daher,
obgleich seine sieben Gewölbe die Höhe von 85 Fuss er-
reichen, im Vergleich mit den gothischen Kathedralen
schwerfiillig und monoton. Am Fusse der Wände läuft
im Inneren, Wiederum wie in jenen Kuppelkirchen, eine
rundbogige Arcatur, über welcher die Oberlichter aus zwei
Lancetfenstern mit einer dazwischen gestellten, aber noch
kein BIHHSSXVBPK bildenden Rosette bestehen. Dieser Theil
scheint der Bauzeit von 1252 zuzuschreiben und beweist,
dass sich noch um diese Zeit der Nachahmung xiördlicher,
gothischer Formen romanische Rcminiscenzeil beimischten.
Eine sehr elegante Arbeit dieser Zeit und reineren Styls
in (lerselben Stadt ist dagegen das laut Inschrift von dem
im Jahre 1260 verstorbenen Canonicus Raimundus a fonte
gestiftete südliche Seitenportal der ursprünglich romanischen,
aber vielfach veränderten Kirche St. Sevrin, welches unter
einer in Gestalt eines halben Achtecks vortretenden Halle
aus einer mit einem Klecblattbogen gedeckten mittleren
Thüre und zwei kleinen Seiteneingängen besteht und reich
mit Statuen und Reliefs verziert ist d).
Die höchste Leistung des gothischen Styls in diesen
Gegenden, die Kathedrale St. Etienne von Limoges,
Wetteifert in edler Ausbildung der Formen mit den nörd-
Stark a. a. O. S. 236.