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Aquitanien.
Oberlichter fehlen; die Kapitäle sind mit Gestalten, Blatt-
werk oder anderen Ornamenten ziemlich roher Arbeit ver-
ziert; das Gesims ruht durchweg auf schlichten Consolen_
Soweit also Alles im alten Style. Aber die VVände der
Seitenschiffe und Kapellen sind mit Strebepfeilern bewahrt,
für den Wasserablauf von dem flachen Dache der Seiten-
schiffe ist durch steinerne Rinnen gesorgt, und der ganze
Bau macht durch seine schwere, aber sorgfältige Con-
struction einen ähnlichen Eindruck, wie die Gebäude der
ersten Stufe des frühgothischen Styls h). Er wird daher
wohl nicht eher als am Ende des zwölften Jahrhunderts
entstanden sein, und begründete hier gewissermaassen eine
Schule, indem sich in der Umgegend mehr als fünfzig
Kirchen sehr ähnlicher Art finden, unter denen die Kloster-
kirche zu Benevent im Departement der Creuse fast als
eine Kopie im verkleinerten Maassstabe erscheint. Eine
weitere Ausbildung in der Richtung des gothischen Styls
zeigt sich indessen nicht, und man blieb bei dieser schwe-
ren und einfachen Bauweise, bis der völlig ausgebildete
Styl auch hier als ein Fremdling eindrang.
Dies geschah nicht eher als um die Mitte des drei-
zehnten Jahrhunderts, wo wir ihn an der Kathedrale St.
Andre in Bordeaux w?) finden. Es ist ein kolossales
Gebäude, an welchem vom elften bis vierzehnten und sogar,
nachdem es im Jahre 1427 durch ein Erdbeben gelitten
hatte, bis zum sechszehnten Jahrhundert gebaut wurde,
und das daher sehr verschiedenartige Theile enthält. Die
Westfacade (1525) gehört der Renaissance an, die Nord-
faeade des Kreuzes mit hoher Portalnische und schlanken
4') Nachricht von dieser Kirche und einige Abbildungen giebt
Texier, jetzt Oberer des dort errichteten Seminars, in den Annales
archeologiques, Bd. XII, S. 950 1T.
Bulletin monumental VIII, 240. Bourassä, Cathedrales fran-
caises, p. 572. Bernhard Stark a. a. 0. S. 234.