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Aquitanien.
Das Lanlghaus selbst ist einschiflig, aber mit der bedeu-
tenden Breite von 50 Fuss, und durch drei gewaltige kup-
pelförmige Kreuzgewölbe gedeckt, welche auf den Säulen-
bündeln der Wandpfeiler ruhen, zwischen welchen (üe
Mauer, wie in jenen Kuppelkirchen, eine flache, von einem
hohen Spitzbogen umgränzte Wandnische, und über dieser
unter jedem Schildbogen zwei rundbogige Fenster enthält.
Die östlichen Theile, Kreuzschiff mld Chor, sind dem
Langhause nicht gleichzeitig, sondern erst in den Jahren
1225 bis 1240 gebaut, haben aber im Wesentlichen die-
selbe Anordnung, nur dass alle Fenster (paarweise und
mit einer darüber gestellten Rosette gruppirt) spitzbogig
sind und an die Stelle jener VVandnischen eine reich ver-
zierte Arcatur, am Anfange des Chors von runden, wei-
terhin von spitzen Bogen getreten ist. Die Details sind
dabei im VVesentlichen romanisch; die Kapitale noch mit
der Reminiscenz des korinthischen und mit Köpfchen von
Engeln, Königen, Bischöfen zwischcxl dem Laubwerk, die
Profile der Bögen und Gurten aus Rundstäben und Zick-
zack bestehend. Die Strebepfciler gleichen den WVandpfei-
lern jener Kuppelkirchcn, und für Strebebögeu war natür-
lich keine Stelle. Einzelnes weiset nach England hin; so
kommt zwischen den Säulchen der Arcaden jenes Zahn-
ornament vor, welches im frühenglischen Style gerade an
solchen Stellen wahrhaft wuchert. Auch ist der Chor-
schluss zwar nicht völlig rechtwinkelig, sondern dreiseitig
und polygonförmig, aber doch nur mit äusserst stumpfen
VVinkeln, so dass er sich der englischen Anlage einiger-
maassen nähert. Noch um 1240 hat also der gothische
Styl im Anjou, ungeachtet in dem benachbarten Maus der
Chor schon seit 1217 in den reinsten Formen dieses Styls
erstand, noch keinen Eingang gefunden.
Einzelne seiner Elemente, namentlich die praktisch nütz-