Kathedrale
VOll
Angers.
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bildung, die gleiche Höhe der Schiffe sind eher aus ein-
heimischen Vorgängen zu erklären, das achteckige Gewölbe
und jene Arcatur kommen in der Uebergangszeit an Kir-
chen dieser Gegend auch sonst vor, und selbst der gerade
Chorschluss war hier nicht unbekannt. Es sind daher
höchstens englische und einheimische Elemente gemischt
und zu einem, man kann nicht leugnen, sehr eigenthüm-
liehen Ganzen sinnreich verbunden. Aber auf jeden Fall
ist in der ganzen Anlage, Haltung und Ausstattung der
Östlichen Theile noch keine Annäherung an den gothischen
Styl zu erkennen, und wir sehen vielmehr sehr deutlich,
dass er erst später dazu getreten ist und sich an Fenstern
und Portalen geltend gemacht, endlich aber doch dem ein-
heimischen Provinzialismus accomodirt hat.
Ich habe schon früher der Kathedrale St. Maurice
von Angers, als eines in der zweiten Hälfte des zwölften
Jahrhunderts entstandenen, noch die Nachwirkung des Sy-
stems der Kuppelbauten zeigenden Gebäudes erwähnt; be-
stimmte historische Nachrichten, welche diese Bauzeit er-
geben, besitzen wir zwar nicht, und die Localforscher
geben ein älteres Datum an. Allein der Styl deutet auf
diese Zeit, und es ist sehr wahrscheinlich, dass Heinrich II.,
der in der Normandie so viel baute und sich an der Ka-
thedrale von Poitiers bctheiligt hatte, die Hauptkirche seines
Erblandes, Anjou, in gleicher VVeise begünstigt und so
den Neubau des Langhauses veranlasst haben wird, der
dann im letzten Viertel des zwölften Jahrhunderts mit der
Ausstattung des Westportals beendet sein mag. Dies ist
nämlich im stumpfen Spitzbogen geschlossen und durch
Statuen von langgedehnter Gestalt und dichtgefalteten reich-
verzierten Gewändern in dem strengen Style der mittleren
Provinzen Frankreichs geschmückt, und unterscheidet sich
sehr wesentlich von der üppigeren Ornamentation im Poitou.