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Heinrich
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Zu diesen Elementen kam im Anfange dieser Epoche
noch ein anderes. Durch die Vermählung Heinrichs II.,
Königs von England und Grafen von Anjou, mit Eleonore,
der Erbin von Poitou, Guyenne und Gascogne, im Jahre
1152 wurden diese Provinzen nebst den dazwischen gele-
genen Landschaften für Jahrhunderte zu einem Ganzen und
mit England verbunden. Zwar war dieses Band für den
Anfang keinesweges ein sehr inniges, aber der neue König
war ein Freund der Architektur und beförderte besonders
auch in diesen, dem Königspaare angestammten Besitzungen
bauliche Unternehmungen, bei welchen wenigstens einzelne
Formen der englischen Architektur um so eher in Auf-
nahme kamen, als auch sie zum Theil keltischen Ursprungs
und daher dem einheimischen Geschmacke verwandt Wa-
ren ge). Zugleich aber war durch die gemeinsame Herr-
schaft auch eine nähere Verbindung mit der Normandie
begründet, welche allmälig auch dem gothischen Style, so
weit er hier schon bekannt war, Anwendung verschaffte.
Es entstand hiedurch eine Mischung mannigfacher Elemente,
in welcher sich aber auch wieder der einheimische Ge-
schmack mit seiner Neigung zu breiten und schweren For-
men geltend machte.
X, 147, 559, 568. Höchst merkwürdig ist, dass die Chornische an
der Kirche von Retaud eine Zwerggallerie nach rheinischer Weise hat,
dass mithin hier im äussersten Westen eine in Frankreich sonst durch-
aus unbekannte Form verklemmt. Der Berichterstatter (X, 559) scheint
von ihrer Existenz in anderen Gegenden nichts zu wissen, und be-
schreibt und bewundert die Erfindung des Baumeisters, durch welche
er Mauercrleichterung und Zierde zugleich zu schaßen gewusst habe.
Auch scheint aus den Bemerkungen, welche Violet-le-Duc a. a. O.
p. 98 macht, hervorzugehen, dass diesem Kenner in Frankreich nur
blinde Arcaturen bekannt sind.
Godard-Faultrier, in seinem Werke PAnjon et ses monuments,
bezeichnet deshalb den Uebergangsstyl im Anjou und Poitou als: Style
Plantagenet, um auf die Verbindung französischer und englischer Ele-
mente hinzuweisen.