Genf
und
Lausanne.
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streng stylisirte, reiche Blattwerk deutet unzweifelhaft auf
spätromanische Zeit hin. Die hohen, bald als Welle bald
als Wulst gestalteten Deckplatten sind in ähnlicher Weise
mit Palmetten oder Rankengewinden ausgestattet. Selbst
die in breiter Zuspitzung hoch aufsteigenden Scheidbögen
sind nicht unverziert geblieben, sondern haben wechselnden
Schmuck von schachbrettartigen Viertelstäben, Klötzchen
oder Perlen. Die Oberlichter bestehen aus Gruppen von-
drei Fenstern, vor denen eine freie Arcatur von fünf nach
dem Scheitel des Schildbogens aufsteigenden Spitzbögen
angebracht ist. Der Chor ist mit fünf Seiten des Zehnecks
geschlossen, ohne Umgang, im Aeusseren mit dem Rund-
bogenfriese, im Inneren unter den spitzbogigen Fenstern
mit einer rundbogigen Arcatur auf kannellirten Pilastern
ausgestattet. Auch die Arcaden des 'l'riforiu1ns und die
Fenster der Seiten und Quersehiffe sind rundbogig, aber
ebenfalls mit spätromanischer Ornamentatiou, die letzten
mit Säulen und kräftigen Archivolten reich verziert. Wir
finden also auch hier, ungeachtet die ganze Anlage schon
dem frühgothischen Style angehört, noch den plastischen
Reichthum, aber auch die rohe Behandlung der Figuren wie
in den früheren schweizerischen Bauten. Die Facade ist
im vorigen Jahrhundert ganz umgestaltet, ein Thurm im
Jahre 1510 erneuert, einige Kapellen gehören dem vier-
zehnten und fünfzehnten Jahrhundert an, der Hauptkörper
der Kirche giebt aber mit seiner frischen und rüstigen
Haltung im Geiste des frühgothischen Styls einen sehr
günstigen Eindruck.
Genf gehörte zur Diöcese von Vienne in der Provence,
aber es muss in baulicher Beziehung andere Verbindungen
gehabt haben, Welche die Ilinneigung zum gothischen Style
beförderten. Vielleicht waren diese durch Lausanne ver-
Inittelt,
welches
unter
dem
Erzbischof von
Besangzon
stand,