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Languedoc.
neuen Styls, vielleicht sogar sehr bald mit südlicher Ueppig-
keit und Uebertreibung, entwickelt wurde. Zu den be-
rühmtesten derselben gehören die Klosterkirche von Valle-
magne, 1257 gegründet und bald darauf mit einem schö-
nen Kreilzgange versehen, und die Kathedrale St. Just
von Narbonne, zu Welcher Erzbischof Maurin im Jahre
1272 den Grundstein legte. Maurin war dem Hofe Lud-
wigs IX. nahe getreten, er hatte den König noch auf sei-
nem letzten Kreuzzuge nach Tunis begleitet, es fehlte ihm
daher weder an Veranlassung noch an Mitteln, den Pracht-
bau, zu welchem ihm der Papst selbst den Grundstein
sendete und durch welchen er seine verdächtigte Recht-
gläubigkeit bewähren Wollte, durch Meister aus den Ge-
genden ausführen zu lassen, weiche jetzt die blühendste
Bauschule hatten. Schon im Jahre 1285 war der Bau
soweit vorgeschritten, dass Philipp der Kühne, der zu
Perpignan gestorben war, hier ein in der Revolution zer-
störtes praehtvolles Grab erhielt; im Jahre 1318 baute man
an den Kapellen des Kranzes, im Jahre 1332 War der
Chor vollendet. Er wird als eines der edelsten Werke des
gothiseherl Styls gerühmt; die gewaltige Höhe der Ge-
wölbe (120 Fuss), die schlanken, reiehgegliederten Pfeiler,
an denen man noch Vdie Spuren ehemaliger Bemalung er-
kennt, die hohen und weiten Nlaassvsrerkfenster erinnern
deutsche Beschauer an den Kölner Dom mit Welchem
diese Kathedrale leider auch das Schicksal theilte, dass sie
nach der Vollendung des Chors liegen blieb. Erst im
vorigen Jahrhundert hat man den verimglückten und wieder-
W] K. Bernhard Stark, Städteleben, Kunst und Alterthum in
Frankreich, Jena 1855. Ich werde noch mehrmals Gelegenheit haben,
auf diesen so eben erschienenen Reisebericht eines Archäologen, der
Empfänglichkeit und Verständniss für die Kunst des Mittelalters und
für die des Alterthums in gleichem Maasse besitzt, zu verweisen. Vgl.
übrigens auch Merimee a. a. O. S. 373.