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Provence
und
Languedoc.
neben dem eigentlichen Chorraume, auf jeder Seite zwei,
jedoch der Axe des Schiffs parallel gestellte Kapellen. In
Thorouet und in Senauque ist die Chornische halbkreis-
förmig, in Sylvacane ist auch diese, an allen sind die
Nebenkapellen rechtwinkelig geschlossen. Die Schiffe sind
mit spitzen 'l'onnengewölben gedeckt, die Seitenschiße
zwar nicht mit einem halben Tonnengewölbe, aber doch
mit einem unvollständigen, so dass der innere Bogen bald
nach der Spitze sich an die Wand des ltlittelschiffes anlehnt.
Das einheimische System ist daher befolgt, aber so modi-
ficirt, dass Oberlichter (lalnit verbunden werden konnten.
Die Gurtbögen der Gewölbe ruhen auf Consolen, die Pfeiler
sind viereckigen Kerns, die Kapitäle schmucklos kelchförmig,
die Arcaden des Schiffes sämmtlich in breiten Spitzbögen
angelegt, die Fenster aber theils rundbogig gedeckt theils
ganz kreisförmig. Obgleich das südliche Wölbungssystem
hier die Anwendung des Kreuzgewölbes entbehrlich machte,
finden wir in diesen Kirchen doch eine Reihe von Zügen,
die auch an den Cistercienserkircheil anderer Gegenden
vorkommen; die Vorliebe für Consolen und Kreisfenster,
das einfache Kelchkapitäl, die eigenthümliche Choranlage,
den Spitzbogen, den tllßllVVßlSßll Gebrauch der Strebepfeiler,
und überhaupt den Charakter knapper Zweckmässigkeit,
den diese Ordensbauten mit den frühesten Bauten des fran-
zösisch gothischen Styls gemein haben.
Walnscheinlich zeigten fast zwanzig andere Cistercienser-
klöster, welche im Laufe des zwölften Jahrhtuiderts in der
Provence und im Languedoc entstanden, ähnliche Formen.
Allein während sie in anderen Gegenden, in England und in
Deutschland, mehr oder weniger Einfluss auf die gesammte
Bauthätigkeit des Landes ausübten, waren sie hier unbe-
achtete Fremdlinge, welche auf den einheimischen Styl ohne
Rückwirkung blieben.