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noch spröde und ablehnend gegen ihn, als er schon seine
Herrschaft über das ganze Abendland erstreckte. ln der
That War jener Styl aus nordischen Bedürfnissen entstanden.
Die hellere Beleuchtung, Welche man dort suchte, Wider-
sprach den südlichen Gewohnheiten; man liebte vielmehr das
Dunkel schattiger Hallen, hatte daher keinen Grund, behufs
Anlegung der Oberlichter das 'l'onnengewölbe mit dem
Kreuzgewölbe zu vertauschen und brauchte Weder Strebe-
pfeiler noch Strebebögen. Das bisherige System des bildne-
rischcn Schmucks War dabei so befriedigend, so sehr dem
einheimischen Sinne zusagend, dass man auch nicht aus
decorativer Neigung zu Neuerungen veranlasst wurde. Der
Spitzbogen endlich hatte nicht einmal den Reiz der Neuheit,
da man ihn an Gewölben und auch in einzelnen Fällen an
Fenstern angewendet hatte. Er widerstrebte aber der her-
gebrachten flachen Bedachung und der antiken Ornamen-
tation, die man beibehielt, vielzusehr , als dass man ihn
jemals als (lecoratives Mittel hcrbeiwünschen konnte.
Ich habe weiter unten Veranlassung, ausführlich auf
die Bauthätigkeit der Cistercienser einzugehen und die
Ursachen nachzuweisen, aus welchen bei ihnen eine eigene
Bauweise entstand, die manche Elemente des gothischen
Styls in sich aufnahm, und, bei der raschen Verbreitung
des Ordens über alle Länder, auch zur Ausbreitung dieses
Styles beitrug.
Auch im südlichen Frankreich traten sie in dieser Weise
auf. Die Klöster Thorouet, Sylvacane, Senauque
(Dep. du Var, Bouches du Rhone, V aucluse) in den Jahren
1146- 1148 gestiftet ü), zeigen in ihren, im Laufe Weniger
Decennien gebauten Kirchen eine sehr übereinstimmende
Anlage, ein Langhaus von drei Schiffen, Krenzarme und
m)
Bull.
im
Vgl. die Beschreibung dieser
monurn. XVIII, 107 ff.
Kirchen
und
einige
Abbildungen