Eigenthümlichkeiten
des
gothischen
Styls.
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des Seminars von Bayeux und einige kleinere Kirchen, wie
die von Langrune und Norrey (Döp. Calvados) und die
von Moulineaux bei Rouen.
Die Normandie War jetzt mit dem königlichen Frank-
reich vereinigt, die Beziehungen zu England wurden durch
die Gesetzgebung Ludwigs des Heiligen gelöst, dem Ein-
dringen des in den älteren königlichen Provinzen mit Lei-
denschaft gepflegten Styls stand kein äusseres lalinderniss
entgegen. Dennoch zeigt er hier manche fremde Eigen-
thümlichkeiten. Das Maasswerk und die reichere Gestal-
tung der Strebepfeiler ülltl Strebebögen fanden hier erst in
ihrer späteren Entwickelung Eingang. Der Chor erhält
nur selten den Umgang und ist häuüg, wie in der Ka-
thedrale von Louviers, geradlinig geschlossen. Die kan-
tonirte Säule, welche in jenen anderen Provinzen so viel
Beifall fand, kommt hier fast gar nicht vor, sondern stets
die einfache Säule mit den Gewölbträgern auf ihrem Ka-
pitäl, und zwar meist ziemlich gedrungen, wenn auch nicht
so schwer wie in N. D. von Paris. Das Kapitäl ist ohne
die nähere Beziehung auf die korinthische Form und ohne
reichere Entwickelung des lmospenartigen Blattwerks. Im
Allgemeinen ist der Styl schlanker, weniger mit Elementen
des antiken Styls gemischt, die horizontalen Linien treten
nicht so stark hervor, die Neigung zu breiten, vollen For-
men, Welche den französischen Bauten eigen ist, fällt hier
nicht auf. Entschiedene Entlehnungen aus dem in England
sich bildenden Style sind seltener, als man nach der ur-
Sprünglichexi Stammesverwvandtschaft erwarten sollte, in-
dessen kommen die schon erwähnten runden Deckplatten
knngen von Gally Knight in seinem Reisewerke. Uebrigens haben fast
alle diese Kirchen in den Kriegen des vierzehnten Jahrhunderts Be-
schädigungen und deshalb spätere Reparaturen erhalten, durch welche
namentlich der Charakter des Aensseren verändert ist.