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Normandie.
thüren, sind aber so abweichend von dem Style der Nor-
mandie, so sehr dem von Anjou und Poitou entsprechend,
dass man notlwvendig auf die Theilnahme von Künstlern
aus dieser Gegend schliessen muss
Das früheste Beispiel einer Annäherung an den fran-
zösiseh-gothischen Styl giebt die Abteikirche zu Fe-
camp , welche nach einem Brande von 1170 neu er-
baut, schon im Jahr 1181 eine Weihe, ohne Zweifel aber
erst des Chores, erhielt, und unter dem Abt Badolphus
wahrscheinlich um 1200 vollendet sein soll. Man kann
Wahrnehmen, dass die Ilinneigung zu den neuen Formen
erst während des Baues entstanden ist. Der Chor enthält
noch einige rein romanische Theile, das KreuzschiH und
die ersten Pfeiler des Langhauses zeigen Uebcrgangsfor-
men, Rundpfeiler, spitze Bögen, aber noch eckige Profile;
die neun westlichen Arcaden des Langhauses endlich sind
durchweg im edeln frühgothischen Style; kantonirte Säu-
len mit dreifachen, vom Boden aufsteigenden Gewölbträ-
gern, Profile der Arcaden mit tieferer Höhlung zwischen
den Rundstäben, die Gallerieöfliluiig zweitheilig und mit
einem Vierblatt im Bogenfelde, die Oberlichter aus zwei
einzelnen, in stumpfen Spitzbögen geschlossenen Fenstern
gebildet, zwischen denen, aber nicht zu einem Ganzen
verbunden, eine Kreisöffnuilg steht. Das Aeussere ist
ziemlich einfach, aber doch schon mit Strebebögen und
gothisch profilirtem Gesimse versehen. Die SeitenschiWe
1') Inkersley, a. a. O. S. 17, giebt nähere Beschreibung.
d?) Nachrichten und ausführliche Beschreibung bei Inkersley a.
a. O. p. 78, 151, 232. Mertens (Baukunst d. M. A. 1850, S. 52)
legt Gewicht darauf, dass zur Zeit des Brandes Heinrich von Sully,
ein Bruder des Erzbischofs Moritz von Paris, der dort gleichzeitig die
Kathedrale neu erbaute, Abt von Fecamp war. Es kann dahingestellt
bleiben, ob dieser zufällige Umstand die Annahme der Formen des
neuen Styles befördert hat.