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Französische
Gothik.
und an anderen Orten bewahrten, stammen aus dem vier-
zehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Aber man darf nicht
zweifeln, dass auch die Arbeiter des (lreizehnten Jahrhun-
derts sich schon nach Zeichnungen richteten. An der Ka-
thedrale von Limoges hat man auf den Fliesen, Welche die
Gewölbe der Seitenschiffe decken, Zeichnungen von Pfei-
lern und allerlei Einzelheiten gefunden, nach welchen die
Werkleute bei dem Aufbau des Obersehilfes verfahren soll-
tenzk). Man bediente sich ihrer also statt des Papiers,
WO dasselbe seiner Grösse nach nicht ausreichte. Sehr
viel anschaulicher aber lernen wir die Studien dieser Mei-
ster aus einem in seiner Art einzigen Documenta keimen,
das in der Bibliothek von Paris entdeckt ist, aus (lem Ma-
nuscript des Vilars de Honecourt, eines strebenden
Architekten aus der ersten Hälfte des dreizehnten Jahr-
hunderts 449-1). Es ist kein systematisches Werk, sondern
ein Skizzenbuch, wie unsere Künstler es noch jetzt führen,
in das der Besitzer eigene Erlindtmgen, Studien nach
Kunstwerken und nach der Natur, auch Wohl gelegentlich
andere Notizen eintrug. S0 iindet sich hier zwischen Zeich-
nungen aller Art ein Recept zur Heilung von Vcrurun-
wodurch denn auch ihr Alter feststeht. Die Zeichnung stellt eine reiche
Faeade dar, ist jedoch in den Details nicht ausgeführt. Diese Be-
nutzung des Pergaments der entbehrlich gewordenen Zeichnungen er-
klärt vollkommen ihre Seltenheit. Vgl. den Bericht über diesen Fund
und ein verkleinertes Facsimile der Zeichnung in Didron Annales ar-
cheologiques. V01. 5. p. S7.
a] Annales archeol. VI. 139. Sie sind vom Ende des 13. oder
Anfang des 14. Jahrhunderts.
w] Eine ziemlich ausführliche Nachricht über das _.,Albnm" des
Vilars giebt Jules Quicherat in der Revue archäologique. Vol. VI. (1849)
p. 65, 164, 209 und nach ihm die Wiener Bauzeitung 1849, S. 309 ff.
Ich folge indessen auch eigener Anschauung. Der bekannte PäriSßr
Architekt Lassus wird in kurzem ein Facsimile des ganzen Buches
mit Erklärungen publiciren.