Ausgedehnte
Bauthätigkeit.
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so dass beide Bauten wohl erst um 1230 1240, freilich
aber in einem noch etwas alterthümlichen Styl entstanden
sein werden
Zu diesen Kathedralbauten kam dann eine noch grössere
Zahl von Kloster- und Pfarrkirchen, welche nach urkund-
lichen Nachrichten oder nach dem Zeugnisse der Formen
in dieser Epoche entstanden sind, dann die unzähligen
kleineren Denkmäler, welche der Frömmigkeit oder dem
Reichthume der Stifter ihre Entstehung verdankten, Grab-
monumente, Betsäulen am Wege und Aehnliches, beson-
ders aber die Stiftungen von Altären und anderen Gegen-
Ständen des Cultus in den Kirchen selbst, und endlich die
kirchlichen Nebengebäude, Kreuzgänge, Kapitelhäuser, Be-
fectorien und andere Säle, von denen wir, ungeachtet grade
hier die Revolution und die veränderten kirchlichen Ver-
hältnisse den Abbruch sehr viel häufiger herbeigeführt
haben als bei den Kirchen selbst, noch sehr schöne Bei-
spiele aus dieser Epoche besitzen W).
Aber auch an weltlichen Bauten begnügte man sich
nicht mehr mit den hergebrachten, einfachen und sclnver-
fälligen Constrilctionen. Die Schlösser der Grosscn, so
bescheiden auch noch die Ansprüche an Bequemlichkeit
und Luxus waren und so sehr der Zweck kriegerischer
Befestigung vorherrschte, nahmen elegantere und imposante
1'] St. Julien zeigt in allen "fheilen gleichen frühgothischen Styl
und dieser Umstand unterstützt mehr als die im Bull. monum. Vol. III.
p. 279 beigebrachten sehr dunklen Inschriften die Annahme, dass die
ganze Kirche nach jenem Umfalle neu erbaut sei. Wahrscheinlich
hatte auch die bis dahin unvollendet gebliebene Kathedrale ebenfalls
durch jenen Sturm gelifterl-
M) Ich nenne beispielsweise die Kreuzgäxxge der Kathedrale vjon
Noyon und von St. Nicaise in Rheims, so wie die neuerlich herge-
stellten unvergleichlich schönen Klostergebäude von St. Martin-des-
Ghamps in Paris.
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