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Französische
Gothik.
schon weil sie nicht ausgeführt ist, nicht in Rechnung
bringen; allein es ist auch zweifelhaft, 0b sie mit ihrer
zwar überaus mächtigen und eonsequeilten, aber doch ab-
stracten Durchführung des Spitzbogens der frischen Kraft
der Fagade von Rheims vorzuziehen sein würde.
Ausser diesen Bauten, Welche ich zusammengestellt
habe um ein Bild der fortschreitenden Eiltwickcllmg zu
geben, wurden aber unzählige andere unternommen. Der
Bischof von Auxerre wurde nach der Bemerkung eines
Chronisten im Jahre 1215 zumgNeubau des Chors seiner
Kathedrale dadurch bestimmt, dass er von Erneuerung der
Kathedralen an allen Orten hörte, und (lies Gerücht war,
wenigstens wenn man es auf den ganzen Umfang unserer
Epoche bezieht, volle Wahrheit. Fast keine Kathedrale
blieb unverändert, an den meisten wurden umfassende Neu-
bauten vorgenommen. Einige Daten, sämmtlich aus den
Provinzen, die ich in diesem Kapitel im Auge habe, mögen
hier noch zusätzlich eine Stelle linden. An der Kathedrale
zu Cambray wurde von 1230 bis 1251 der neue Chor,
nach dem Plane des Villars de Honneeourt, von dem ich
weiter unten zu sprechen habe, gebaut. Die Kathedrale zu
Chälons an der Marne brannteim Jahre 1230 ab und
wurde in
erst 1399
gewaltigen Dimensionen neu
vollendet. 'l'l1eile des Chors
begonnen, jedoch
und die westlichen
Pfeiler stammen noch aus dieser Epoche, der grössere
Theil des glänzend ausgeführten Gebäudes gehört der fol-
genden an. Die Kathedrale St. Gatien zu Tours wurde
schon im Jahre 1168 durch Brand beschädigt und von
1170 bis 1'266 Chor und Kreuzschiß vollendet; die Formen
zeigen indessen genau dieselbe Behandlung wie die in Folge
der Beschädigung durch einen Sturm im Jahre 1224 neu
erbaute Kirche St. J ulien derselben Stadt, kantonirte
Säulen mit stumpfen Spitzbögen und schweren Profilen,