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Französische
Gothik.
der Meister von Rheims b) erreichte das Schönste, dessen
der französische Facadenbau fähig War. Die Spitzgiebcl
der Portale sind in Amiens noch schwer und einfach, hier
steigen sie mit Bildwerk reich geschmückt empor. Dort
stehen unmittelbar über den Spitzen jener Giebel zwei
Arcadenreihen, welche zwischen dem Geschoss der Portale
und dem der Rose, also zwischen zwei grösseren mitten
inne liegend, gedrückt erscheinen. Hier erhebt sich un-
mittelbar über und hinter den Spitzgiebeln eine hohe, viel-
fach durchbrochene Abtheilung, in den Seitenschifien durch
_je zwei schlanke Spitzbogenfcnster, im Mittelschjffe durch
ein Rosenfenster belebt, so dass nur die Strebepfeiler als
feste Massen stehen bleiben, und auch das Thurmgeschoss,
wie das Oberschilf der Kirche völlig durchbrochen ist.
Darüber endlich eine Arcadenreihe mit Statuen, nun aber
auch in weit schlankeren Verhältnissen und nicht l1oriz0n-
tal, sondern wieder durch eine Reihe von Spitzgiebeln be-
krönt, über welcher endlich die beiden freilich unvollendeten
Thürme aufsteigen. Während dort vier zum Theil kleinere
Geschosse, bilden hier nur drei von abnehmender Höhe
und schlanken Verhältnissen nach einem leicht erkennbaren
Gesetze die ganze Facade. Frankreich besitzt manchen
anderen reichen IPacadenbau, aber keinen, der diesem an
die Seite zu setzen wäre, England bleibt durchweg weit
dahinter zurück, Deutschland kann nur in dem Werke
Erwins von Steinbach mit den Meistern von Bheims wett-
eifern, und auch da bleibt es, wenn man von dem vollen-
deten 'l'hurme absieht, dahingestellt, ob die vielleicht allzu-
zarte Ausführung des Strassburger Münsters vor der kräf-
tigen des französischen Doms den Vorzug verdient oder
ihr nachsteht. Die Facade des Kölner Doms können wir,
k)
Rheims
In Amiens scheint man die Fagade eher
umgekehrt diesen früher vollendet zu haben.
als
den
Chor,
in