Die
Zeit
Ludwigas
des
Heiligen.
133
weil sie zeigt, wie sehr die Architekten das neue System
mit Kühnheit und Meisterschaft handhabten, wie fruchtbar
sie an Mitteln waren, wie schnell sie von dem schweren
und fast trüben Ernst, der im Anfange dieses Jahrhunderts
herrschte, zu den leichtesten und luftigsten Formen ge-
langten.
Mit diesem Bau stehen wir schon in der Regierung
Ludwigs des Heiligen, dessen Name, wie ein fran-
zösischer Archäologe von seinem Standpunkte nicht mit
Unrecht gesagt hat, in der Geschichte der Kunst des Mit-
telalters fast eben so viel bedeutet wie der des Perikles
in der griechischen. Zunächst war es die Frömmigkeit
des Königs, welche ihn zur Gründung oder Unterstützung
einer grossen Zahl von klösterlichen und kirchlichen Bauten
antrieb. Bei Einweihungen, nicht bloss in der Nähe von
Paris, sondern auch an entfernteren Stellen, finden wir ihn
und seine Mutter Blanca gegenwärtig. Er erschien auch
wohl auf den Baustätten, um die Arbeiter zu ermuthigen
und anzutreiben; sein Geschichtschreiber Joinville erzählt
den liebenswürdigen Zug, dass er bei dem Bau des Klo-
sters Royaumont unfern Paris, wo die Mönche nach Ci-
stercienserregel Dienste leisteten, selbst mit eigener könig-
licher 'Hand Steine und Mörtel getragen und seine Brüder
genöthigt habe, ein Gleiches zu thun Wie aber dieser
ausgezeichnete Fürst überall mit der reinsten Frömmigkeit
Weltliche Klugheit verband, wusste er auch die Baukunst
von ihrer weltlichen und künstlerischen Seite zu würdigen.
Zum ersten Male finden wir namhafte Künstler im Gefolge
eines Fürsten. Jousselin von Courvault, ein geschickter
Ingenieur, und Endes von Montreuil, ein gewandter Bau-
meister, begleiteten ihn auf seinem Kreuzzüge und leiteten
St. Louis
p. 2.
Joinville, Hist. de
nationales V01. II, nro. XI,
357,
bei Millin
Antiquitäs