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Französische
Gothik.
dach beseitigte und mithin entweder ein ganz flaches oder,
WO dies nicht thunlich war, ein selbstständiges, nach zwei
Seiten abfallendes Dach über den Seitengewölben anbrachte,
damit jene Fenster von oben Licht hatten. Dies erforderte
aber wieder, da nun ein Theil des auf das Seitendach fal-
lenden Regenwassers nicht nach aussen, sondern nach der
Mauer des Oberschiffes ablief, mancherlei Vorkehrungen,
namentlich die Anordnung ziemlich künstlicher Kanäle k).
Aber der Wunsch, die Zwischenwände immer leichter und
luftiger zu bilden, das Licht im Inneren und die Gelegen-
heit zur Anbringung gemalten Glases zu vermehren, war
so gross, dass die untcrnehmenden Architekten diese
Schwierigkeiten nicht scheuten. Ob der Meister von St.
Denis der Erfinder dieser Anordnung War, ist nicht ganz
sicher; sie findet sich auch schon im Chore der Kathedrale
von Troyes (wahrscheinlich freilich nicht aus der Zeit
ihrer ersten Anlage im Jahre 1208, aber doch aus dem
Herstellungsbau, der nach der Zerstörung im Jahre 1229
begonnen war), und wir können nicht angeben, Wo man
zuerst darauf kam. Jedenfalls aber fand sie sehr bald
Nachahmung. Selbst die Meister der Kathedrale von
Amiens, welche im Langhause noch ein unbeleuchtetes
Triforium hatten, schlossen sich im Chore (1255_1265]
dieser neuen Sitte an. Man kann diese Neuerung schwer-
lich eine glückliche nennen; sie entfernt sich von dem rich-
tigen Princip, den Schmuck aus dem Nothwendigen und
Nützlichen zu entwickeln, sie behält eine ehemals mehreren
Zwecken entsprechende Anordnung grossentheils als blosse
Zierde bei , stattet sie wenigstens in solcher Weise aus;
sie steigert endlich den Ausdruck des Leichten und Luf-
tigen schon allzusehr. Allein sie ist jedenfalls merkwürdig,
4') Violet-le-Duc, a. a. 0. p.
schnitt von St. Denis anschaulich.
macht
204,
dies
einem Durch-