Neubau
VOIl
Denis.
131
grossen Oberlichter füllen mit ihrem normalen viertheiligen
Maasswerk den ganzen Raum bis unter den Schildbogen.
Dies Maasswerk hat die schönste und reichste Bildung;
die Pfosten sind noch mit Kapitälen versehen, die Bögen
durchweg Rundstäbe, ihre Innenseite hat zwar noch nicht
den angelegten Kleeblattbogen, aber die geometrische Glie-
derung ist sehr bestimmt ausgesprochen, und die grossen
Kreise, welche in den Raum über jedem Bogenpaare ge-
spannt sind, haben nicht mehr den Anschein von Leere,
wie in N. D. von Paris, sondern sind durch ein inneres
Sechsblatt genügend belebt. Da die Oberlichter der Ka-
thedrale von Amiens damals Wahrscheinlich noch nicht be-
standen, so können wir annehmen, dass der Architekt von
St. Denis das Verdienst dieser ersten und schönsten Aus-
bildung des Maasstverkes hat i). Daran reihet sich eine
andere Neuerung, Welche nicht so unbedingt lobenswerth
ist, aber doch zeigt, wie vollständig man jetzt schon alle
Conscquenzen des gothischen Systems kannte und verfolgte.
Die Mauer hinter dem 'l'rit'0rium ist nicht mehr wie sonst
unbeleuchtet, sondern von Fenstern mit Glasgemältlen
durchbrochen; es erscheint daher durchsichtig, und da es
in seiner Eintheilung mit der der Fenster übereinstimmt,
als eine Fortsetzung derselben. Diese Einrichtung stand
allerdings mit der ursprünglichen Bestimmung des Trifo-
riums nicht im Einklange; das 'l'rif0rium sollte die Mauer
des Oberschitfes zwischen den Scheidbögen und den Fen-
stern, an Welche das Pultdach des Seitenschifllzs anstiess,
beleben und zugleich Zugänge in dies Dach und zu dem
oberen Theile der Kirche gewähren. Mit diesem Zwecke
war die Anbringung der Fenster an dieser Stelle unver-
einbar; sie setzte vielmehr voraus, dass man jenes Pult-
w)
Anderes
Eine perspectivische Ansicht bei Chapuy
aus dieser Kirche daselbst nro. 235, 274,
236.