Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Neubau 
VOIl 
Denis. 
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grossen Oberlichter füllen mit ihrem normalen viertheiligen 
Maasswerk den ganzen Raum bis unter den Schildbogen. 
Dies Maasswerk hat die schönste und reichste Bildung; 
die Pfosten sind noch mit Kapitälen versehen, die Bögen 
durchweg Rundstäbe, ihre Innenseite hat zwar noch nicht 
den angelegten Kleeblattbogen, aber die geometrische Glie- 
derung ist sehr bestimmt ausgesprochen, und die grossen 
Kreise, welche in den Raum über jedem Bogenpaare ge- 
spannt sind, haben nicht mehr den Anschein von Leere, 
wie in N. D. von Paris, sondern sind durch ein inneres 
Sechsblatt genügend belebt. Da die Oberlichter der Ka- 
thedrale von Amiens damals Wahrscheinlich noch nicht be- 
standen, so können wir annehmen, dass der Architekt von 
St. Denis das Verdienst dieser ersten und schönsten Aus- 
bildung des Maasstverkes hat i). Daran reihet sich eine 
andere Neuerung, Welche nicht so unbedingt lobenswerth 
ist, aber doch zeigt, wie vollständig man jetzt schon alle 
Conscquenzen des gothischen Systems kannte und verfolgte. 
Die Mauer hinter dem 'l'rit'0rium ist nicht mehr wie sonst 
unbeleuchtet, sondern von Fenstern mit Glasgemältlen 
durchbrochen; es erscheint daher durchsichtig, und da es 
in seiner Eintheilung mit der der Fenster übereinstimmt, 
als eine Fortsetzung derselben. Diese Einrichtung stand 
allerdings mit der ursprünglichen Bestimmung des Trifo- 
riums nicht im Einklange; das 'l'rif0rium sollte die Mauer 
des Oberschitfes zwischen den Scheidbögen und den Fen- 
stern, an Welche das Pultdach des Seitenschifllzs anstiess, 
beleben und zugleich Zugänge in dies Dach und zu dem 
oberen Theile der Kirche gewähren. Mit diesem Zwecke 
war die Anbringung der Fenster an dieser Stelle unver- 
einbar; sie setzte vielmehr voraus, dass man jenes Pult- 
w) 
Anderes 
Eine perspectivische Ansicht bei Chapuy 
aus dieser Kirche daselbst nro. 235, 274, 
236.
	        
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