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Französische
Gothik.
des daneben gelegenen niedrigeren Seitenschides entspre-
chenden Triforium und mit darüber gelegenen Fenstern
ausgestattet, eine Anordnung, welche, soviel ich weiss,
sonst nirgends vorkommt. Die Pfeiler endlich haben, un-
geachtet der grossen Höhe des inneren Seitenschilfes, im
Kern dieselbe Stärke, wie in Paris, sind dafür aber, um sie
zu sichern, durch acht anliegende Halbsäulen verstärkt
Noch einen Schritt weiter ging man bei der Erneue-
rung des noch kein volles Jahrhundert vorher von Suger
erbauten Schiffes der Abteikirche von St. Dcnis, Welche
im Jahre 1'231 unter Ludwig dem Heiligen begonnen und
bis 1'281 fortgesetzt wurde. Hier ist nämlich der Kern
des Pfeilers, obgleich mit Halbsäulen ziemlich dicht um-
stellt, ztvai" noch sichtbar, aber er hat kein Kapital, dessen
Ausgleichung mit denen der Dienste Schwierigkeiten ver-
ursacht hätte, und die drei im Mittelschilfe ununterbrochen
zum Gewölbe aufsteigenden Dienste deuten in ihrer Basis
schon die Rautenform des Pfeilers an und sind nicht mehr
durch die convexe Linie des Kernes, sondern durch Höh-
lungen verbunden. Der Gedanke des Bündelpfeilers War
damit schon gegeben, man brauchte nur die anderen Seiten
des Pfeilers ebenso zu behandeln, wie die vordere, um eine
Gestaltung desselben zu erlangen, Welche die Mängel der
kantonirten Säule vermied, schlanker als diese erschien und
zugleich eine vollkommen organische Entwickelung des
Gewölbes aus der Gliederung des Pfeilers gestattete. Auch
die Entwickelung des Maasswerks finden wir hier gestei-
gert; das 'l'riforium besteht über jeder Arcade aus vier
zweitheiligen Bögen mit einem Dreiblatt im Bogenfelde, die
4') Ansicht der Facade und des Inneren bei Chapuy moyen age
monumental, Tafel 271 und 206. Grundriss des Chores bei Violet-
le-Duc a. a. O. S. 23-1. Ein Durchschnitt des Inneren nach Cahier,
et Maytin Monographie de 1a Cath. de Bonrges in Gabi's Atlas Taf. 50,
nro. 2.