Rheims,
Amiens
und
Beauvais.
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gehört Manches, das in den früheren Bauten schon ange-
deutet war, seinen feineren Beziehungen nach erst diesen
Meistern an. Erst sie bilden das Maasswerk, die feinere
Prolilirung und den Fialensclunuck der Strebepfeiler, also
die Formen aus, in denen der Charakter des Styls sich
am Entschiedensten ausspricht.
Ich darf nicht unterlassen, dass Verhällniss dieser
neueren Generation zu der vorhergegangenen an den ein-
zelnen Theilen näher aufzuzeigen.
Zunächst bemerken wir eine Steigerung der Maasse.
Die älteren Kirchen Frankreichs hatten in der Regel keine
bedeutende I-Iöhe. Zwar gab es Ausnahmen; in der Kirche
von Cluny erhob sich das Gewölbe auf fast 110 Fuss,
aber selbst in so bedeutenden Kirchen wie St. Trinite und
St. Etienne in Caen hatte es nur die Höhe von 50 und
60 Fuss. In N. D. in Chälons steigt es auf etwa '70, in
St. Remy in Rheims, freilich nach Anleitung der mächtigen
alten Basilika, welche zum Grunde lag, auf fast 100, aber
im Dome von Laon bleibt es bei 83, und in dem von
Sens bei etwa 90 Fuss. Die Pariser Kathedrale giebt
zuerst das Beispiel des bisher ungewöhnlichen Höhen-
maasses von 106 Fuss, aber sie erscheint fast wider den
Willen ihrer Meister so hoch gesteigert, nur durch die
Menge der einzelnen Abtheilungen lmd ungeachtet jede von
ihnen möglichst niedrig gehalten war. Erst jetzt, WO man
die Gallerie zu entbehren und das Strebesystem besser
würdigen gelernt hatte, überliess man sich ungehindert dem
Bestreben nach freien, luftigen Verhältnissen, das in der
Zeitrichtung lag in). Die Gewölbhöhe der Kathedrale
Violet-le-Due a. a. 0., p. 187, bestreitet sehr eifrig, dass die
Architekten des frühgothischen Styls eine grosse Höhe erstrebt hätten,
und sucht dagegen, namentlich an der Kathedrale von Paris, nachzu-
weisen, dass diese Höhe nur die unvermeidliche Itolge des ganzen
Constructionssystems gewesen, und dass man sich vielmehr bemüht habe,
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