Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Rheims, 
Amiens 
und 
Beauvais. 
113 
gehört Manches, das in den früheren Bauten schon ange- 
deutet war, seinen feineren Beziehungen nach erst diesen 
Meistern an. Erst sie bilden das Maasswerk, die feinere 
Prolilirung und den Fialensclunuck der Strebepfeiler, also 
die Formen aus, in denen der Charakter des Styls sich 
am Entschiedensten ausspricht. 
Ich darf nicht unterlassen, dass Verhällniss dieser 
neueren Generation zu der vorhergegangenen an den ein- 
zelnen Theilen näher aufzuzeigen. 
Zunächst bemerken wir eine Steigerung der Maasse. 
Die älteren Kirchen Frankreichs hatten in der Regel keine 
bedeutende I-Iöhe. Zwar gab es Ausnahmen; in der Kirche 
von Cluny erhob sich das Gewölbe auf fast 110 Fuss, 
aber selbst in so bedeutenden Kirchen wie St. Trinite und 
St. Etienne in Caen hatte es nur die Höhe von 50 und 
60 Fuss. In N. D. in Chälons steigt es auf etwa '70, in 
St. Remy in Rheims, freilich nach Anleitung der mächtigen 
alten Basilika, welche zum Grunde lag, auf fast 100, aber 
im Dome von Laon bleibt es bei 83, und in dem von 
Sens bei etwa 90 Fuss. Die Pariser Kathedrale giebt 
zuerst das Beispiel des bisher ungewöhnlichen Höhen- 
maasses von 106 Fuss, aber sie erscheint fast wider den 
Willen ihrer Meister so hoch gesteigert, nur durch die 
Menge der einzelnen Abtheilungen lmd ungeachtet jede von 
ihnen möglichst niedrig gehalten war. Erst jetzt, WO man 
die Gallerie zu entbehren und das Strebesystem besser 
würdigen gelernt hatte, überliess man sich ungehindert dem 
Bestreben nach freien, luftigen Verhältnissen, das in der 
Zeitrichtung lag in). Die Gewölbhöhe der Kathedrale 
 Violet-le-Due a. a. 0., p. 187, bestreitet sehr eifrig, dass die 
Architekten des frühgothischen Styls eine grosse Höhe erstrebt hätten, 
und sucht dagegen, namentlich an der Kathedrale von Paris, nachzu- 
weisen, dass diese Höhe nur die unvermeidliche Itolge des ganzen 
Constructionssystems gewesen, und dass man sich vielmehr bemüht habe, 
V. 8
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.