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Die
Kathedralen
VOIl
Chartres,
zu einem klaren Verständniss der Anforderungen des neuen
Systems geführt. Wenige Verbesserungen genügten, um
es völlig festzustellen, und dies geschah denn auch unmit-
telbar darauf in einer zweiten Gruppe von Kathedralen, von
denen die meisten, die von Rheims, Amiens und Beauvais,
Wiederum der Champagne und Pieardie angehören, wäh-
rend die vierte, die Kathedrale von Chartres, etwas ent-
fernter und mehr Westlich gelegen ist.
Von der Baugeschichte des Domes von Chartres seit
den eifrigen Arbeiten an der Westseite wissen wir nur,
dass im Jahre 1195 ein bedeutender Brand statt fand, in
Folge dessen später, wie der Chronist bemerkt, ein be-
wundernswürdiges steinernes Gebäude unvergleichlich aus-
geführt ward, und (lass die Kirche im Jahre 1260 eine
Weihe erhielt Da augenscheinlich die Faeade sehr viel
älter ist als das Langhaus und dieses wieder älter als das
im vierzehnten Jahrhundert vollendete Kreuzschiff, so darf
man annehmen, dass jene durch den Brand nicht gelitten"
hat und das Lan haus nebst dem Chore die von 1195 bis
g
1260 erbauten Theile sind. Die neue Kathedrale von
Rheims wurde nach einem Brande (1210) im Jahre 1212
begonnen; 1241 nahm das Kapitel Besitz vom Chore, 1295
War der Bau noch nicht ganz vollendet. Einzelnes wurde
noch im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert hinzu-
gefügt ikit). In Betreff der Kathedrale von Amiens erge-
t) Gallia christ. V01. VIII, col. 1164. Willi. Aremoricus, de
gest. Phil. Aug. bei Duchesne p. 77, ad annum 1194. In fine se-
quentis anni eecl. b. Mariae Carnotensis casuali incendio consumpta
est, sed postea a tidelibus incomparabiliter miro et miraeuloso tabulatu
lapideo reparata est. Vgl. du Somerard a. a. O. IV, p. 385.
H] Tarbe, Rheims, essai historique, Rheims 1844, und Gallia
christ. IX, col. 104 -107, 138. Noch in einer Bulle von 1451 be-
willigt Nieolaus V. Indulgenzen, weil der Dom noch nicht vollendet
sei, was sich nur auf Statuen des Aeusseren u. dgl. bezogen haben
kann, die man noch hinzufügen wollte.