Kathedrale
VOII
Soissons.
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werks finden sich in soweit, als in dem geraden Theile des
Chores die Fenster paarweise zusammengestellt und durch
eine Rosette verbunden sind. Die Prolilimng ist zwar noch
durch Rundstäbe, aber doch schon mit starken Höhlungen
zwischen denselben bewirkt. Bei der Anlage des Chores
finden wir endlich eine Wichtige Neuerung; er ist nämlich
nicht Wie bisher halbkreisförmig, sondern polygon, näm-
lich sowohl am ObersehiHe als in den Kapellen aus fünf
Seiten des Zehnecks gebildet. Dabei ist die Ueberwölbung
der fünf radianten Kapellen, wie in St. Remy in Rheims,
durch ein achttheiliges Rippengewölbe bewirkt, aber in
sehr verbesserter und sinnreicher Anordnung. Der Schluss-
stein liegt nämlich im Seheitelpunkte des Halbkreisbogens,
welcher den Eingang zur Kapelle bildet, so dass das Ge-
wölbe nicht bloss die Kapelle, sondern auch die daran-
gränzende Abtheilung des Umganges bedeckt, und von
den Säulchen zwischen den Fenstern der Kapelle und den
Säulen des Rundpunktes getragen wird. Die Nothwen-
digkeit eines zweiten Umganges, dessen Säulen den Ein-
gang und Durchblick in die Kapellen hemmen, ist (ladurch
beseitigt, und die Strebepfeiler erstrecken sich soweit in
das Innere, dass sie die Kapellen vollständig begränzen.
Einigermaasscn verwandt mit dieser Choranlage, aber
noch sehr viel eigenthümlicher, ist die der nur wenige
Stunden von Soissons belegenen und fast gleichzeitigen
(1180 1216] Abteikirche St. Yved in Braine. Die
Kirche hat nämlich ein Langhaus mit schmalen Kreuzge-
wölben, Kreuzarme von gewöhnlichem Verhältnisse und
fiinf aneinandergereihete radiante Kapellen, aber ohne Son-
derung eines inneren Chorraumes und Umganges, vielmehr
in der Art, dass die mittlere der Fünf Kapellen die volle
Breite des Mittelschiflies einnimmt, ihre geradlinigen Sei-
tenwände eine Verlängerung der Pfeilerreihe des Mittel-