Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Die 
zweite 
Generation 
goth. 
Kathedralen. 
Stockwerke der SeitenschiHe entsprochen hatte, musste er 
jetzt bis zu dem oberen Gewölbe derselben aufsteigen. 
Statt der früheren gedrückten Verhältnisse hatte man nun 
die Gelegenheit, ihn schlanker zu bilden, welche nicht un- 
benutzt bleiben sollte. Damit fiel aber auch der grosse 
Umfang des Kapitäls, auf welchem bisher die Gewölb- 
dienste Raum gehabt hatten, fort, und man musste darauf 
denken, diese anderweitig zu stützen, ohne den Umfang 
der Säule im Ganzen auszudehnen und den Durchgang und 
Durchblick zu sehr zu beschränken. Dies führte auf den 
Gedanken, den Säulenstamm nur da zu verstärken, wo die 
Gewölbdienste ruhen sollten, was man dadurch erreichte, 
dass man schlanke Dreiviertelsäulen mit dem schwereren 
Säulenstamme verband. Anfangs geschah dies bloss da, 
wo es am nöthigsten war, nämlich an der Frontseite, wo 
die hohen Gewölbdienste aufsteigen mussten. S0 an den 
westlichen Pfeilern der Kathedrale von Paris und in der 
Kathedrale von Soissons, beide etwa 1212. I-Iiebei musste 
dann aber der Hauptstamm noch ziemlich stark gebildet 
werden; man fand daher bald heraus, dass eine gleich- 
mässigc Umstellung eines schlankeren Säulenstammes mit 
mehreren, etwa mit vier, der Längen- und Querachse und 
mithin den Gurt- und Scheidbögen entsprechenden Halb- 
säulen die schönere und zweckmässigere Form sei, bei 
der es denn auch lange sein Bewenden behielt. 
Eine weitere und noch wichtigere Folge der Anlage 
schmaler Gewölbe war die Vergrösserung der Fenster und 
die Erfindung des Maasswerks. Da man stärkere 
Beleuchtung erstrebte, so behielt man die zwei Fenster, 
welche früher unter dem sechstheiligen Gewölbe angebracht 
gewesen Waren, auch in dem jetzt schmaler gewordenen 
Bogenfelde des Spitzbogens bei, rückte sie nun aber in die 
Mitte der Fensterwand eng aneinander und verband sie zu
	        
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