Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Der 
frühgothische 
französische 
Styl. 
hend  Das Stift 
Aebte und Prälaten 
war überaus reich und mächtig, seine 
hatten die Ehrenrechfe der Prinzen von 
königlichem Blute. Dem entspricht denn auch die Anlage 
der Kirche, die zwar kein Kreuzschiff, aber in Westen 
einen mächtigen Portalbau mit zwei Thürmen, in Osten 
den Kapellenkranz, im Ganzen bedeutende Ausdehnung hat. 
Das Langhaus enthält ausser der Vorhalle drei Weitge- 
spannte, sechstheilige Gewölbe, deren Diagonalgurteil auf 
reichgebildeten Pfeilern viereckigen Kernes ruhen, während 
schwere Rundsäulen die dazwischen liegenden Arcaden 
tragen. Diese Rundsäuleil mit der flachen attischen Basis, 
dem Eckblatte und grossen Blattkapitälen, dann besonders 
die hohe, über den Seitenschitfen rings umher sich erstre- 
ckende Gallerie, endlich die Profile der Bögen und Ge- 
wölbgurten gleichen völlig dem grossen Werke des Moritz 
von Sülly. Allein dennoch hat das ganze Gebäude im 
Gcgensatze gegen N. D. von Paris einen überaus leichten 
und luftigen Charakter. Schon in N. D. von Laon hatten 
wir uns über den kühnen Gebrauch freistehender hoher 
Monolithenstämme zu verwundern, aber diese Kühnheit ist 
hier Weit überboten. Dies zeigt sich besonders in der 
Vorhalle unter dem Thurmbau. Die Gallerie nämlich ist 
bis an die Mauer der Facade auf beiden Seiten fortgeführt 
und durch einen schmalen, an derselben entlanglaufenden 
Gang verbunden. Sie hätte an dieser Stelle, wo kein 
Oberschiff zu stützen war und ihre Ueberwölbung erst in 
der Höhe des Mittelscbiffes erfolgen konnte, ganz ohne 
g) Millin, Antiquites nationales, V01. II, nro. XlX, hat dieser 
Kirche einen langen Artikel gewidmet, aus dem aber, wie aus allen 
Arbeiten dieses Schriftstellers, nicht viel Nutzen für das eigentlich 
[Kunstgeschichtliche zu ziehen ist. Eine Abbildung der Faeade bei 
ihm und bei Chapuy moyen age monum. nro. 51. Eine vollständige 
Publication dieser Kirche, die ich bei den französischen Archäologen 
selten erwähnt finde, gehört zu den wissenschaftlichen Desideraten.
	        
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