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Der
frühgothische
französische
Styl.
rakter zu geben, steigern vielmehr den Ausdruck des Vol-
len und Kräftigen. Bei alledem aber sind diese Bauten
mächtig und iniponirend; namentlich die Kathedrale von
Laon macht mit ihren grandiosen Verhältnissen, ihrer völ-
lig durchgeführten Regelmässigkeit, der eigenthülnlichen
Verbindung von vollen, fast überkräftigen Formen mit der
Kühnheit ihrer schlanken Gewölbträger einen bedeutenden
Eindruck. Es ist darin eine Strenge und Kraft, welche
an den dorischen Styl erinnert. VVir haben in Deutsch-
land, Wo dem ausgebildeten gothischen Bau der bunte und
in seiner Weise zierliche Uebergamgsstyl vorhergiilg, kein
Gebäude, das wir diesen an die Seite stellen könnten.
Die Facade ist hier überall später als das Schiff, aber
doch Wieder an allen diesen Kirchen ungefähr gleichzeitig
ausgeführt, und auch an ihr können wir einen Fortschritt
bemerken. Die von Senlis erinnert durch die strenge Ab-
theilung der Schilfe vermöge der Strebepfeiler noch sehr
an die von Chartres und von Noyon, nur dass, da das
Mittelschiff nicht die grosse Breite hat wie dort, die Sei-
tenportale nicht mehr in das HauptschiH, sondern unter
den 'l'hürmen in die NebenschiHe führen und dafür das
Hauptportal grösser und höher gebildet ist. Aehnlich, 0b-
gleich in breiteren Verhältnissen, ist die von Sens; indes-
sen zeigt sie schon den Versuch, das Ganze der Breite
noch mehr zu verschmelzen, indem die Strebepfeiler an den
Ecken abgefaset und mit den oberen Gallerien verbunden
sind. Vor allem zeigt sich aber ein grosser und höchst
bemerkenswerther Fortschritt an der unter der Regierung
König Philipp Augustis im Anfange des dreizehnten Jahr-
hunderts ausgeführten Faeade von N. D. von Paris. Hier
ist Alles klar und harmonisch geordnet; die drei Portale,
welche vermöge der fünfschiffigen Anlage des Planes
Sämmtlich eine ansehnliche Breite erhalten haben, treten