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Erste
Stufe
des
franz.
gothischen
Styls.
ders auf eine grössere Ausdehnung des Chores abgesehen,
in Paris hatte der Meister überdies die schwierige und
völlig neue Aufgabe, eine fünfschifiige Anlage mit dem
Strebesysteme zu verbinden. Er beschloss sie in der Art
zu lösen, dass er die äusseren Seitensrhiße möglichst
schmal machte, über sie fort doppelte Strebebögen nach
der Gallerie der inneren Seitenschiffe aufführte, auf den die
beiden SeitensohiEe trennenden Säulen Strebepfciler über
die Gallerie hinaus aufsteigen liess, und von diesen einen
steilen Strebebogen nach der VVand des Oberschides führte,
der wiederum durch einen von den gewaltigen äusseren
Strebepfeilern ausgehenden Bogen gestützt wurde. Unge-
achtet dieser V orsichtsmaassregeln fürchtete der Meister
dennoch die zu grosse Höhe, er beschränkte daher die
verschiedenen Theile, welche er zu berücksichtigen hatte,
die Seitenschiffe, die Gallerie, auf das geringste Höhen-
maass, machte sogar die Dächer der SeitenschjHe möglichst
flach, konnte es aber doch nicht verhindern, dass die Höhe
seiner Gewölbe (106'] fast das dreifache der höchst be-
deutenden Mittelschilfbreite erreichte. Bei der Höhen-
bestimmung hatte er freilich auch auf die Beleuchtung zu
rücksichtigen. Da er die Säulen wegen der grossen auf
ihnen ruhenden Last sehr stark bildete, so konnte durch
ihre Doppelreihen aus den ohnehin entfernten Fenstern des
äusseren Seitenschißs nicht viel Lieht in das Mittelschiff
dringen; um so mehr musste er auf das von oben ein-
fallende und nähere Licht der Gallerie rechnen. Er gab
ihr daher dieselbe Höhe wie den Seitenschiffen, und liess
überdies ihre Gewölbe von innen nach anssen zu aufstei-
gen, um möglichst grosse und hochgelegene Fenster zu
erhalten, durch welche das Licht von oben auf die Mitte
des Mittelschiffes fiel. Ungeachtet dieser zum Theil sinn-
reichen Einrichtungen ist es dem Meister nicht geglückt,