Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Erste 
Stufe 
des 
franz. 
gothischen 
Styls. 
ders auf eine grössere Ausdehnung des Chores abgesehen, 
in Paris hatte der Meister überdies die schwierige und 
völlig neue Aufgabe, eine fünfschifiige Anlage mit dem 
Strebesysteme zu verbinden. Er beschloss sie in der Art 
zu lösen, dass er die äusseren Seitensrhiße möglichst 
schmal machte, über sie fort doppelte Strebebögen nach 
der Gallerie der inneren Seitenschiffe aufführte, auf den die 
beiden SeitensohiEe trennenden Säulen Strebepfciler über 
die Gallerie hinaus aufsteigen liess, und von diesen einen 
steilen Strebebogen nach der VVand des Oberschides führte, 
der wiederum durch einen von den gewaltigen äusseren 
Strebepfeilern ausgehenden Bogen gestützt wurde. Unge- 
achtet dieser V orsichtsmaassregeln fürchtete der Meister 
dennoch die zu grosse Höhe, er beschränkte daher die 
verschiedenen Theile, welche er zu berücksichtigen hatte, 
die Seitenschiffe, die Gallerie, auf das geringste Höhen- 
maass, machte sogar die Dächer der SeitenschjHe möglichst 
flach, konnte es aber doch nicht verhindern, dass die Höhe 
seiner Gewölbe (106'] fast das dreifache der höchst be- 
deutenden Mittelschilfbreite  erreichte. Bei der Höhen- 
bestimmung hatte er freilich auch auf die Beleuchtung zu 
rücksichtigen. Da er die Säulen wegen der grossen auf 
ihnen ruhenden Last sehr stark bildete, so konnte durch 
ihre Doppelreihen aus den ohnehin entfernten Fenstern des 
äusseren Seitenschißs nicht viel Lieht in das Mittelschiff 
dringen; um so mehr musste er auf das von oben ein- 
fallende und nähere Licht der Gallerie rechnen. Er gab 
ihr daher dieselbe Höhe wie den Seitenschiffen, und liess 
überdies ihre Gewölbe von innen nach anssen zu aufstei- 
gen, um möglichst grosse und hochgelegene Fenster zu 
erhalten, durch welche das Licht von oben auf die Mitte 
des Mittelschiffes fiel. Ungeachtet dieser zum Theil sinn- 
reichen Einrichtungen ist es dem Meister nicht geglückt,
	        
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