Germain-des-Präs
in
Paris.
83
lage mit einfachem Umgange und fünf radianten Kapellen,
Strebepfeilern und Strebebögcn, steilen Scheidbögen und
lancetförmigen Fenstern. Die Kapellen sind noch, wie in
St. Denis halbkreisförmig geschlossen und durch einen
Strebepfeiler auf dem Scheitel der Peripherie gestützt, aber
ihre Seitenwände bilden eine undurchbrocheile Masse, so
dass der zweite Umgang, der in St. Denis und St. Remy
bestand, fortfällt. Der ganze innere Raum ist von zehn
freistehenden Rundsäuleir begränzt, deren kräftige attische
Basen starke Eckblätter in verschiedenen Formen haben,
und von deren Kapitälen drei Gewölbdienste aufsteigen.
Diese Kapitäle sind nicht minder reich und phantastisch
verziert wie in N. D. von Chälons, meistens mit symme-
trischen Gruppen von Thieren, Vögeln, die man bald für
Tauben bald für Schwäne halten könnte, Löwen, Greifen
und anderem; sie schliessen sich aber noch iräher an korin-
thische Form an, indem sie Eckvolnten und sogar zum Theil
dem Akanthus nachgebildete Blätter haben. Noch deut-
licher als dort sieht man hier, dass die sehr geschickten
Bildhauer eine bewusste Freude an der Variation desselben
Grundthemas gehabt und nach sinnreichen und anregenden
Gegensätzen und Verbindlnlgen gestrebt haben. Neben den
Reminiscenzen des korinthischen Kapitäls finden wir ein
anderes Zeichen der Rücksichtnahme auf antike oder süd-
liche Vorbilder darin, dass hier am 'l'rif0riun1, wie in St.
Martin-des-champs an der Aussenseite, die Säulen ohne Ver-
mittelung von Bögen ein grades Gesims tragen. Die lancet-
förmigen Fenster sind im Aeusseren-mit Säulchen und
Rundstäben verziert, an den graden Wänden des Chors,
wie in Chälons, paarweise zusammengestellt, und durch
geblieben war. Dom Bonillart, Histoire de Pabbaye royale de St. Ger-
main des Prez, Paris 1724, giebt einen Grundriss der Kirche und aller-
dings sehr unbefriedigende Ansichten.