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Romanischer
Styl
in
Sachsen.
engere und mehr harmonische Verschmelzung derselben mit
den Pfeilern herbeigeführt wird.
Viel seltener, als der Gebrauch blosser oder mit Säulen
wechselnder Pfeiler, ist in dieser Gegend die ausschliess-
liche Anwendung von Säulen, so selten, dass man fast
bei den Wenigen Fällen einen Einfluss auswärtiger Bauten
annehmen möchte. Das früheste Beispiel giebt die kleine
(jetzt modernisirte, doch noch erkennbare) Kollegiatkirche
auf dem Moritzberge bei Hildesheim, um 1060 unter
der Regierung des Bischofs Hezilo von Hildesheim ge-
gründet. Wichtiger ist die Klosterkirche zu Paulinzelle
im Schwarzburgischeil , seit 1105 gebaut. Die Reihe
der schlanken, etwas verjüngten, nicht auf attischer Basis,
sondern auf einem Wulst und einer hohen, an den Ecken
abgeschmiegten Plinthe ruhenden Säulen, die einfachen, aber
durch senkrechte Simse über den Kapitiilen eingerahmten
Bögen geben diesem Monumente eine grosse Anmuth, die,
obwohl mit ganz anderen Formen, einigermaassen an den
ionischen Styl erinnert. Hier können wir nun in der That
nachweisen, dass der Einfluss einer anderen Gegend ein-
gewirkt hat. Denn dies, ohnehin an der südlichsten Gränze
des Sachsenlandes nach Franken zu gelegene, Kloster
Wurde im Jahre 1105 mit Mönchen aus Hirschau besetzt,
Welche sich ohne Zweifel die Aureliuskirche ihres Mutter-
klosters, die in ähnlicher Weise konstruirt ist, zum Vor-
bilde nahmen. Ausserdem findet sich in den sächsischen
Gegenden nur noch eine Säulenbasilika, in dem im Anfange
des zwölften Jahrhunderts M) gegründeten ehemaligen
Augustinerkloster Hamersleben, unfern Wegeleben im
Ü Puttrich a. a. O. Abth. I. Bd. 1. Serie Schwarzburg.
ü") Nach Meibom Scr. rar. Germ. III. p. 353. im Jahre 1108.
Vergl. auch eine Beschreibung im Hannöverischen Magazin 1850, S. 66,
und im Deutschen Kunstblatt 1850, S. 157.