174
Romanischer
Styl
in
Sachsen.
doch erweitert ü), und bei der durch ihre Sculpturen be-
rühmten Klosterkirche zu Wechselburg, gegründet 1174,
zeigt sich die Neigung, eine Abwechselung in die einför-
mige Wiederholung der Pfeiler zu bringen, in verschiedener
Weise. In Königslutter sind die Pfeiler ohne Eckverzie-
rung, aber ihre Gesimse Wechseln, indem sie, an den ge-
genüberliegenden Pfeilern gleich, bald die einfache Form
eines dorischen Echinus, bald eine reichere erhalten haben.
In Wechselburg dagegen sind die Ecken eingekerbt, bald
mit blossen Auskehlungen, bald mit Säulchen und zwar
in der Art wechselnd, dass die gegenüberliegenden ungleich
sind, und die diagonal entgegengestellten Pfeiler der ande-
ren Reihe einander gleichen im]. Man sieht daher hier den-
selben rhythmischen Gedanken, der dem WVechsel von
Pfeilern und Säulen zum Grunde liegt, in anderer, zarterer
1') Kaiser Lothafs Urkunde vom J. 1135, auf welche sich die
Annahme eines Neubaues stützt (Fiorillo, a. a. O. I. 84), bekundet
nichts über den Bau, sondern enthält nur die Aufhebung des früher
daselbst bestandenen Nonnenstiftes, und die Verlegung von Mönchen
in dieses Kloster. Indessen ist Lothar hier und zwar im Schitfe der
Kirche beigesetzt, und die Vermuthung, dass er für die Verschönerung
des Orts gesorgt, ist daher wohlbegründet. Wahrscheinlich stammt
wenigstens der reiche und malerische, wegen der Mannigfaltigkeit der
Säulenstänime und Kapitäle berühmte Kreuzgang, der Chor und der
westliche Thurmbau mit seiner mächtigen Treppe aus dieser Zeit. Das
Aeussere der Chornische ist reich und geschmackvoll. In den Bögen
des Rundbogenfrieses ist die Darstellung einer Jagd mit komischen
Episoden, unter anderem die Hasen auf dem Jäger liegend, wahrschein-
lich gleichzeitig, dagegen die Inschrift, welche in verkehrt geschriebe-
nen Buchstaben die Worte enthält: 0 opus eximium vario cela-
mine mirum, wahrscheinlich ein späterer Zusatz, sogar vielleicht bloss
ein mönchischer Scherz. Ich führe dies an, weil man diese Inschrift
für unlesbar gehalten und ihr desshalb eine geheimnissvolle Bedeutung
und frühe Entstehung zugeschrieben hat. Vgl. nähere Angaben über
Grösse und Geschichte der Kirche im Organ für christliche Kunst 1853,
S. 101, und im D. Kunstblatt 1850, S. 157.
er) Vgl. die Beschreibung der K. zu Kloster Zschillen oder
Wechselburg bei Puttrich a. a. O. Th. I. Abth. 1.