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Romanischer
Styl
in
Sachsen.
gestatteten Basiliken bestanden gewiss stets sehr viele mit
einfachen viereckigen Pfeilern; Wahrscheinlich sind sie
nur desshalb nicht in grösserer Zahl auf uns gekommen,
Weil man bei den reicher ausgestatteten und solideren Bauten,
mithin gerade bei denen, Welche den Jahrhunderten Wider-
stand leisteten, gewöhnlich Säulen anzuwenden pflegte.
Bei den einfachsten Kirchen dieser Art sind die Pfeiler
blosse Mauerstücke mit einer bald bloss abgeschrägten,
bald attisch gestalteten Basis und einem einfachen Gesimse.
S0 {indet es sich in der freilich sehr rohen, jetzt verfallen-
den Kirche zu Walbeck, östlich von Helmstaedt (1011),
in den benachbarten Klosterkirchen von Marien thal und
Marienberg und in der Klosterkirche von Vcssera in
der Grafschaft Henneberg (um 1050) Auch der Dom
zu Bremen war, wie die noch wohl erhaltenen unteren
Theile des Langhauses ergeben, bei dem durch Erzbischof
Adalbert um 1050 ausgeführten Bau, eine Basilika mit ein-
fachen Pfeilern äiiö). Dass diese Einfachheit nicht immer
der Beweis eines höheren Alters ist, ergiebt sich aus der
mächtigen, mit vier 'l'hürmcn im Aeussercn reich ausge-
statteten und dennoch im Inneren in diesem einfachen Style
angelegten Liebfrauenkirche zu Halberstadt, welche
nach neueren Ermittelungen erst in den Jahren 1135 bis
ß) Puttrich,
und II.
Serie
Mühlhansen
22
und
Taf.
Uebersicht
Die Geschichte dieses wichtigen Gebäudes, das aus jener oben
bezeichneten Bauzeit noch die Krypta und die Arcaden des SchiiTes,
im nördlichen Seitenschiffe und im Chore Erneuerungen vom Anfange
des 13. oder Ende des 12. Jahrh., dann aber auch bedeutende Ver-
änderungen aus dem 14. Jahrh. enthält, ist noch gar nicht aufgeklärt,
da Rotermund (Geschichte der Domkirehe von Bremen, 1829) das
Baugeschichtliche ganz unerörtert lässt. Die nicht uninteressanten die-
sen Bau betreifenden Chronikenstellen findet man bei Fiorillo Gesch.
der zeichnenden Künste in Deutschland, II, 106.