Uebergang
zum
romanischen
Style.
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sten angewendet zu sein. Eher könnte Westphalen
darauf Anspruch machen, wenigstens finden sich hier einige
mit ziemlicher Zuverlässigkeit zu datirende Ueberreste von
hohem Alter, Welche jenen Hergang vergegenwärtigen.
Das Kloster Corvey an der Weser, das im zehnten
und elften Jahrhundert zu grosser Macht gelangte und
seinen Einfluss bis zur Ostsee hin ausübte, war unter
Ludwig dem Frommen gegründet und von den Mönchen,
die aus Corbie in Frankreich hieher verpflanzt Wurden,
nach dem Namen des Mutterklosters benannt. Im Jahre
820 wurde es wegen der Untauglichkeit des zuerst ge-
wählten Platzes auf die gegenwärtige Stelle verlegt, auch
der Gottesdienst in einer schleunig errichteten Kapelle ab-
gehalten, während der Bau einer grösseren Kirche langsam
vorschritt. In den Jahren 873 bis 885 Wurden die drei
stattlichen Thürme dieser Kirche vollendet. Im elften Jahr-
hundert, unter dem baukundigen Abte Saraeho, fanden be-
deutende Herstellungen statt, Welche eine neue Weihe im
Jahre 1075 zur Folge hatten Die Kirche selbst besitzen
wir nicht, sie ist durch einen Neubau vom Ende des sechs-
zehnten Jahrhunderts verdrängt, das kolossale Kloster
stammt sogar aus dem achtzehnten. Nur der westliche
'l'hurmbau mit den darin befindlichen Räumen ist noch aus
früher Zeit erhalten und von höchstem Interesse. Er be-
steht aus einem grossen Mittelbau mit zwei daneben ste-
henden viereckigen Thürmen. Darin findet sich zunächst
unten eine in die Kirche führende quadrate Vorhalle von
neun Kreuzgewölben, die durch zwölf viereckige Pfeiler
und innerhalb derselben durch vier Rundsäulen getragen
werden. Beide sind noch völlig antik gehalten. Die Säu-
lenstämme entfernen sich zwar von den antiken Verhält-
5') Vgl. Wiegand Geschichte
und 202. Abth. II. S. 165.
VOII
Corvey.
1819.
Abth.
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