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Erste
Epoche.
Deutsche
Architektur.
lichen Baumeister durch Wörtliche Mittheilung oder An-
schauung, hauptsächlich aus Italien, erlangten, reiner und
bestimmter auf und unterschied die ihr entsprechenden
Werke deutlich von den Bauten der Landesbewohner.
Während dort jener verderbte römische Styl schon den
einheimischen Verhältnissen angepasst war, sich daher
lange erhielt und nur allmälig und durch unmerkliche Mit-
telglieder in den romanischen übergiug, musste hier durch
den Einfluss einer entfernten, nordischen Lokalität diese
Umgestaltung rascher und entschiedener eintreten. Mit ge-
nauer urkundlicher Gewissheit können wir diesen Hergang
zwar nicht nachweisen, aber manche Umstände sprechen
dafür. In den romanischen Ländern ist z. B. die korin-
thische Kapitälform in den ältesten Bauten, welche dem
Beginne dieser oder dem Ende der vorigen Epoche ange-
hören, vorherrschend und behält stets, bis zur Ausbildung
des gothischen Styles, Einfluss. In Deutschland dagegen
linden wir in den frühesten Bauten neben der korinthischen
Form auch vereinzelte zwar und rohe, aber ilnzweifelhafte
Nachahmungen des ionischen Kapitals anscheinend sehr
bald darauf aber das Würfelkapitäl fast ausschliesslich an-
gewendet. Also hier der Gegensatz einer mehr theoreti-
schen Uebertragung römischer Form gegen eine entschie-
dene Abwendung von derselben, dort allmälige und kaum
bemerkbare Uebergänge. Dennoch körmen wir auch in
Deutschland Zeit und Gegend der Entstehung dieser neuen
Formen nicht angeben, nur Vermuthungen über dieselben
aufstellen. Im südlichen Deutschland und am Rhein schei-
nen sie, wie wir nachher sehen werden, nicht am Frühe-
ü] S0 in der Krypta der Wipertikirche in Quedlinburg (Kugler
und Ranke Beschr. der Schlossk. zu Quedl. Taf. VI Fig. 4), am Aeus-
seren der Schlosskirche daselbst (Taf. III Fig. 1], in der Krypta von
Kloster Abdinghoff bei Paderborn [Lübke Taf. I1] u. a. a. O.