Zweites
Kapitel.
Romanische
Baukunst
Deutschland.
Auch in baulicher Beziehung gab Deutschland, Wenigstens
die östlich des Rheines gelegene Gegend, am Anfange
dieser Epoche den Anblick eines kolonisirten Landes. Rö-
mische Baukunst hatte hier nicht gewirkt, die karolingi-
sche Periode nur geringe Spuren hinterlassen. Die Häuser
des Landvolks, die befestigten Stätten der Machthaber hatten
daher ohne Zweifel noch dieselbe einfache und unschein-
bare Gestalt, Wie in den Jahrhunderten des Ileidenthums,
Während in den Kirchen und Klöstern ihre geistlichen Er-
bauer römische Formen in ihrer in Italien und durch die
karolingische Zeit entstandenen Auffassung, wenn auch
noch mit geringen Ansprüchen an Pracht oder Festigkeit,
anwendeten. Dadurch entstanden sofort andere Verhältnisse,
als in den romanischen Ländern. Während in diesen die
römische Technik und Form in Uebung geblieben, nur all-
mälig durch Nachlässigkeit und Rohheit entstellt und ent-
artet War, und daher theoretische Studien überflüssig cr-
schienen und, wenn sie versucht worden wären, vergeblich
gegen die vulgären Gewohnheiten gekämpft haben würden,
trat hier die Tradition römischen Styls, Welche die geist-
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