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Erste
Epoche.
Aeusserungen der Ungeschicklichkeit, oder gar als verstoh-
lene Freiheiten des knechtischen Sinnes, der sich an dem
aufgezwungenen Gesetze rächt, sondern als die ersten Re-
gungen eines richtigen Instinktes ansieht, der , gegen die
Macht uralter Traditionen ankämpfend, sich mühsam Bahn
bricht. Wir werden dann geneigt sein , auf die freilich
noch unklaren Intentionen einzugehen und diese Versuche
einer beginnenden Kunst nicht bloss wegen ihrer Naivetät
und Anspruchslosigkeit mit Nachsicht, sondern selbst mit
Befriedigung und Anerkennung zu betrachten. Auch führten
diese noch ungeordneten und vereinzelten Bestrebungen bald
zur Entdeckung eines neuen Gesetzes. Sobald man die
unabweisbare Berechtigung individueller Aeusserung aner-
kennen musste und doch auf die Einheit nicht verzichten
konnte, ergab sich von selbst das Gesetz der relativen
Einheit und Gleichheit, des rhythmischen Wechsels, der
Gruppe, das sich an der Ausbildung des Grundrisses in
seinen einzelnen Theilexl, an dem Wechsel von Pfeilern
und Säulen, an der gleichen Grundform verschiedenartig
verzierter Kapitäle, an dem reichgebildeten zusammenge-
setzten Pfeiler, und an vielen anderen Einzelheiten kund-
gab und bewährte, und allmälig das ganze Gebäude durch-
drang. Es war hier offenbar, im Vergleiche mit der me-
chanischen Ordnung der rölnischen Architektur, ein höheres
Gesetz, das Gesetz eines reicher entwickelten organischen
Lebens gefunden.
Zwei Elemente verschiedenen Ursprungs sind also hier
verschmolzen; die Grundformen der römischen Architektur,
die aber von allem Specifischen entblösst sind und daher
nur durch ihrc einfache Regelmässigkeit, durch das Vor-
herrschen der Kreislinie und des rechten Winkels ihre klas-
sische
liehen
Herkunft verrathen, und das aus germanisch-
Anschauungen hervorgegangene Gesetz der
christ-
Indivi-