Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Würdigung 
ihrer 
Kunstleistungen. 
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zu besitzen, was man nur durch eine halb verstandene 
Theorie erfuhr, und beruhigte sich leicht bei unvollkom- 
menen Leistungen. Allein wenn auch diese Verbindwig 
der Gelehrsamkeit mit der Kunst abtödtend und einschlä- 
fernd wirken lllld die gedankenlose Imitation der wenigen 
überlieferten Ybrbilder in den Klostersclullen begünstigen 
musste, gab sie doch andererseits ein Gegengewicht gegen 
jene obenerwähnte Nützlichkeitsrücksicht. Man behielt da- 
durch wenigstens eine Kenntniss von der allgemeinen Be- 
stimmung und von der Idealität der Kunst, welclie bei ein- 
zelnen bedeutenderen Männern einen wahren Eilthusiasmus 
für sie erzeugen keimte, wovon ich später Beispiele geben 
werde, imd die es möglich machte , dass die ausübenden 
Künstler ungeachtet ihrer beschränkten Mittel sich hohe 
Ziele setzten. 
Und so schufen sich denn allmälig, iulgeachtet aller 
Hindernisse, die grossen Gedanken, welche die Zeit be- 
wegten, einen verständlichen Ausdruck. Zuerst geschah 
dies, wie gesagt, in der Architektur. Auch an ihr erken- 
nen wir die Schwächen der Zeit, die Spuren der Rohheit 
und Unfreiheit. Dahin gehört die Unvollkommenheit alles 
Technischen, die Ungenauigkeit der Maasse, der Mangel 
an Erfahrung und an richtiger Abwägung von Zweck mid 
Mittehi, die Sorglosigkeit, welche bald zur Verschwendung, 
bald zur Unzulänglichkeit des angewendeten Materials 
führte g); dahin auch die plumpe, charakterlose und un- 
est, bhabet eum quidem in intellectu, sed nondum esse intelligit, quod 
nondum feeit etc. Indessen war dies Beispiel wohl schon im philoso- 
phischen Gebrauohe hergebraeht, wie denn Vincentius Bellovacensis 
bei einem verwandten Gedanken ausdrücklich den Plato anführt (vgl. 
Tennemann, Gesch. d. Phil. VIII. 481]. 
1') Violet-le-Due (in Cäsar Daly's Revue de PArch. Vol. X), 
der so viele romanische Gebäude bei Gelegenheit von Ilestanrationen 
kennen gelernt hat, bezeugt, dass bei den meisten derselben die
	        
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