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Erste
Epoche.
nen gerührt und bekehrt uYorden seien de). Indessen be-
durfte es dazu bei rohen Gemüthern starker, greller Mo-
tive; auf tiefere Wahrheit, auf feinere, der Natur abge-
lauschte Züge kam es nicht an, sondern auf derbe Dar-
stelhmg der Martern, Leiden und WVunder. Schrecken,
Erstaunen, Furcht zu erregen, den Gedanken an Strafe
hervorzurufen, die stumpfe Phantasie Inäehtig zu treffen
und das Gewissen aus seinem Schlummer zu wecken, das
war die zuweilen mit (lürren Worten ausgesprochene Auf'-
gabe der Kunst M). Es ist begreiflich, dass gewaltsame
Bewegungen, Uebertreihungen aller Art für diese Zwecke
am (lienlichsten Waren, und dass selbst die Unschönheit
Gestalten
dazu
mitwirken
konnte.
Ein zweiter für die Kunst nachtheiliger Linlstand war
die traditionelle Stellung der (ifllllüligell VVelt. Die Griechen
(los hieralischen Zeitalters, wenn auch bei ihnen der Sinn
ausschliesslich auf das Strenge und Allgemeine gerichtet
war, und wenn sie auch, sei es aus Asien, sei es aus
Aegypten, künstlerische "Traditionen erhalten hatten, welche
sie mit religiöser Ehrfhrcht befolgten, schöpften doch im
VVesentlichen aus der Natur. Die Völker unserer Epoche
betrachteten dagegen die 'l'raditi0n als ihre ausschliessliche
lrellrmeisteriu; der Gedanke, die Natur zu beobachten und
aus ihr zu nehmen, war ihnen völlig fremd. Sie wussten
daher auch in der Kunst nicht anders, als sie aus überlie-
ferten Vorbildern zu erlernen und diese nachzuahmen; sie
hatten
dabei
die
Erzeugnisse
der
altchristlichexl
und
spät-
m] Z. B. Walafrid Strabo (de rebus eccl. c. 8): Et vidamus ali-
quando simplices, qui verbis vix ad üdem gestorum possuxxt perduci,
ex pictura passionis Dominicae vel aliorum mirabilium ita com-
pungi, ut lachrymis testentur, exteriores üguras cordi suo impressas.
w] S0 am Dome zu Autun an einer Darstellung
Gerichtes: Terreat hie terror, quos terreus alligat error.
verum notat hic horror specierum.
des jüngsten
Nam fore sie