Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Schlussbetrachtung. 
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angedeutet, aber eben dadurch in der Ursprünglichkeit des 
nach einem Ausdrucke ringenden Gefühls höchst anregend 
und der weiteren Entwickelung fähig sind. Auch die Kunst 
ist daher in diesem Simle prototypisch, sie ist von einem 
ahnendeu Geiste durchweht, der jeden mächtig ergreift, 
der seine Sprache zu verstehen gelernt hat. Sie hat frei- 
lich nicht eine klassische Schönheit, nicht die organische 
Durchbildung, Welche in jedem Gliede seine eigenthürnliche 
Bedeutung und den Geist des Ganzen auszudrücken weiss, 
aber sie besitzt die Elemente des Schönen, den auf der 
ehrfurehtsvollen Anschauung höherer Kraft beruhenden Cha- 
rakter der Erhabenheit und die Anmuth des unbefangenen 
Gefühls, in ungewöhnlich reichem Maasse. Sie gewährt 
daher eine Fundgrube für spätere Kunst. Der gothische 
Styl hat seine charakteristischen Züge grossentheils aus 
ihr entnommen, die Renaissance findet ihre Vorgänger im 
südlichen Frankreich, und wenn es unsere oder einer fol- 
genden Zeit vergönnt sein sollte, ein neues Bausystem zu 
schaffen, würde es auf Formverbindungen beruhen, die 
auch in romanischen Bauten schon vorgekommen waren. 
Dies ahnende, vordeutende Element und jene naturwüchsige 
Fülle individuellen Lebens bilden vereint den Vorzug der 
architektonischen Kunst dieser Epoche und geben ihr einen 
Reiz, der jeden, der sich mit ihr beschäftigt, bleibend anzieht. 
 
Druck von G. 
Büdeker in Essen.
	        
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