Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Schlussbetrachtung. 
unbekannten Rundpfeilern, mit den gedrängten Arcaden sei- 
ner Thü1'me , mit den Teppichmustern seiner Wandfelder, 
und endlich Italien, wo in geringen Entfernungen die by- 
zantinisirende Marcuskirche von Venedig, die toscanischen 
Bauten mit der Reinheit und Eleganz ihrer Formen und 
mit dem vielfarbigen Marmorschmucke und die Kirchen der 
Lombardei, die nach Mainz und nach Caen hinweisen. 
neben einander bestehen. 
Diese Mannigfaltigkeit hat es verschuldet, dass man 
lange die Baukunst dieser Epoche verkannte und in ihr 
nur eine wilde und willkürliche Regellosigkeit erblickte. 
Allerdings hat sie nicht die Gleichförrxiigkeit und die Festig- 
keit allgemeiner Principien wie in der griechischen Kunst 
oder unter der Herrschaft der gothischen Architektur. Aber 
dennoch liegt jener Fülle der Formen eine höhere Einheit 
und ein bestimmtes Gesetz zum Grunde. 
Zunächst erkennen wir bald, dass jene Provinzialschu- 
len mehrere innerlich verbundene Gruppen bilden. Im west- 
lichen Theile des Gebietes, das wir im Auge haben, in 
Frankreich und England, herrscht überall eine derbere, 
mehr phantastische Auflassung, während die deutschen und 
italienischen Bauten wenigstens in ihrer Mehrzahl schlich- 
tere, einfachere, anmuthigere Züge tragen. Die Gebirge 
westlich des Rheins bezeichnen in dieser Beziehung eine 
Gränzlinie der verschiedenen Nationaleigenthümlichkeiten. 
Aber wichtiger ist noch ein anderer Unterschied, welcher 
auch eine andere, jene erste durchschneidende Begränzurlg 
ergiebt. Die Lombardei und Deutschland haben in anderer 
Beziehung mit der Normandie eine nähere Verwandtschaft; 
der constructive Sinn, Welcher das Ganze im Auge hat 
und sich nicht in Einzelheiten verliert, eine gewisse Ein- 
fachheit, endlich die Ausbildung des Kreuzgewölbes sind 
ihnen gemeinsam. Wir dürfen sagen, dass in ilmen das
	        
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