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Byzantinische
Anklänge
Einfluss des byzantinischen auf den romanischen Styl überall
nicht vorhanden.
Anders
hier haben
verhält es sich mit der Plastik und
unverkennbar zu verschiedenen Zeiten
Malerei,
Einwir-
kungeu der byzantinischen Technik und Anschauungsweise
statt gefunden. Am sichersten können wir sie in Italien
nachweisen, wo man, wie wir im vorhergehenden Kapitel
gesehen haben, in der zweiten Hälfte des elften Jahrhun-
derts mit vollem Bewusstsein der eigenen Unfähigkeit by-
zantinische Künstler herbeirief und Kunstwerke in Byzanz
bestellte. Hiedurch und durch weitere Nachahmung dieser
Arbeiten kam dann dort ein byvzantinisirender Styl auf,
welcher sich, vielleicht auch noch späterhin durch weitere
Verbindung mit Byzanz genährt, bis ins dreizehnte Jahr-
hundert erhielt, der aber keine Rückwirkung auf die übri-
gen Länder ausübte, da diese inzwischen schon weiter
fortgeschritten waren und die Ausbildung eines eigenen
Styls begonnen hatten. Dagegen steht die merkwürdige
Thatsache fest, dass in Deutschland schon früher, im An-
fange des elfteu Jahrhunderts, wenigstens gewisse Kunst-
zweige, Miniaturmalerei, Elfenbeinsculptur, Metallarbeit,
byzantinischen Charakter und byzantinische Technik an-
nahmen, ohne dass urkundliche Nachrichten oder erkennbare
Vcranlassungen diesen Hergang erklären. Wir haben schon
gesehen, dass die Ableitung dieses Einflusses von der An-
wesenheit der Kaiserin 'l'heophanu nicht haltbar und ein
persönlicher künstlerischer Verkehr mit Byzanz nicht denk-
bar ist. Es bleibt daher nur die Annahme übrig, dass
byzantinische Werke, die durch den Ilandel oder als Ge-
schenke in die deutschen Klöster gelangten ü), als Vor-
1) Am häufigsten mag dies in den südöstlichen Gegenden Deutsch-
lands geschehen sein. S0 schenkte namentlich König Wratislav von
Böhmen dem Kloster Göttweih ein plastisches Altarwerk von grie-