Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Byzantinischer 
Einfluss 
auch in Deutschland gebraucht, wie jener Johannes, der 
auf Ottois III. Geheiss die Münsterkirche zu Aachen 
schmückte, und ein gewisser 'l'ransn1undus in Diensten des 
Erzbischofs Adalbert von Bremen 9c). 
Noch Weniger finden wir eine Spur, dass abendlän- 
dische Künstler, wie wir sagen würden, in Byzanz studirt 
hätten, ja selbst darüber, dass byzantinische Werke häulig 
und als solche nachgeahmt seien, fehlt jede ausdrückliche 
Nachricht. Die seltenen Beispiele, wo bei Bauten eine 
Nachahmung erwähnt wird, beziehen sich nur auf italie- 
nische Vorbilder M]. Griechischer Technik wird, so viel 
chen erlernte die griechische Sprache mit Eifer, als sie aber dem Maler 
(pictor eunuchus) sitzen sollte, und dieser sie scharf betrachtete, be- 
gann Qsie, weil sie jener Ehe abgeneigt war, das Gesicht so zu ver- 
zerren, dass er von seinem Vorhaben abstehen musste. 
 Fiorillo a. a. O. I, 75, II, 109. 
M) Adalbert von Bremen beabsichtigte, die von seinem Vorgänger 
Bezelinus nach dem Vorbilde des Kölner Domes begonnene Kirche 
nach dem des Domes von Benevent fortzusetzen. (Adam. Brcm. lib. 
III, c. 3.) In den Fällen, wo wir den Angaben über solche Vorbilder 
nachforschen können, besteht übrigens die Nachahmung nur in gewissen 
kirchlichen Einrichtungen, z. B. in der Verbindung der Krypta mit der 
oberen Kirche u. dgl., nicht in eigentlich Architektcnischem. Die unter 
den Beweisen für die Anwendung des byzantinischen Styles in Deutsch- 
land geltend gemachte Nachricht, dass die im vorigen Jahrhundert ab- 
gebrochene Kirche auf dem Harlunger Berge bei Brandenburg von 
Heinrich I. more Graecorum erbaut sei (Biisching, Reise durch 
einige Münster etc. 1819, S. 54), hat schon deshalb kein Gewicht, 
weil sie nur von Nic. Leutinger, einem Schriftsteller aus der zweiten 
Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts, herriihrt. Die Urkunden Kurfürst 
Friedrichs II. über Stiftung des Schwanenordens vom Jahr 1440 und 
1443 nennen vielmehr den letzten Wendenkönig Pribislas als ihren Er- 
bauer, wonach ihre Gründung erst in die Jahre 1136  1142 fallen 
müsste. (Vgl. v. Stillfried, der Schwanenorden, 1846, S. 30, 33, wo 
auch eine Abbildung der Kirche.) Nach dem erhaltenen Modell war 
diese Kirche allerdings auf quadratem Grundrisse, mit vier Pfeilern im 
Inneren und vertretenden Nischen, errichtet, also einigermaassen byzan- 
tinisirend, aber übrigens mit Kreuzgewölben gedeckt, mit vier Thürmen 
verbunden, und sonst in herkömmlichen nordischen Formen.
	        
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